Das Baby und die AfD

Tabubruch rufen die Einen. Ideologietreue die Anderen. Ein abstoßender Machtkampf?


Seitdem Frauke Petry, wie es so schön heißt, im Mutter-Kínd-Ensemble auf bundesweit plakatierten Flächen ihr Familien(un-)glück präsentiert, hallt ein Aufschrei durch die Republik. Es gäbe eine unausgesprochene Übereinkunft in der Gesellschaft Kinder nicht zu politischen oder werblichen Zwecken zu instrumentalisieren. Dies würde dann vorliegen, wenn Kinder eindeutig bildlich identifizierbar sind.


Die Diskussion über Petrys Werbekampagne hängt sich an solchen Aspekten auf. Dabei wird ein besonderer Aspekt von politischer Instrumentalisierung außer Acht gelassen. Ihn gerade jetzt zu beleuchten scheint gerade auf dem Hintergrund der politischen Ausrichtung der AfD angezeigt zu sein.


Faschismustudien zur öffentlichen Kommunikation von Diktatoren, politischen Führungsfiguren in faschistischen Systemen bestätigen eine augenfällige aber oft weniger stark beachtete Vorliebe besagter Herrscher. Sie lieben es im besonderen Maße mit und im Kreis von (ihrer) Familie(n) abgebildet zu werden. Eine außerordentliche Bedeutung kommt dabei der Herrscher-Kind(er)-Beziehung zu. Herrscher wie Hitler, Mussolini, Mao, Stalin u.a. liebten es sich im Kreis von Kindern zu inszenieren. Mal im Kreis von strahlend lächelnden Kindern. Mal mit einem Kind auf dem Arm. Mal den Kopf eines Kindes streichelnd. Eine solche Nähe zu Kindern sollte charismatische Ehrbarkeit, Reinheit und Unschuld symbolisieren. Aber auch Nähe und Unantastbarkeit zugleich.


Heißt es vielfach, dass im Faschismus Politik ästhetisiert wurde, so könnte man meinen, dass durch die inszenierte Nähe, sprich Überhöhung, der Herrscher-Kind-Beziehung eine Vermenschlichung von Politik gefördert werden soll.


Eine Verniedlichung von Politik? Verniedlichung der AfD-Politik?


Welche oftmals unbewussten Bedürfnisse beherrschen aber das Seelengerüst der Menschen, die solche Politiker zu charismatischen Figuren emporheben wollen?