Ein "Ja" ist ein "Nicht-Ja", ist ein "Nein"...

.....schien mir die Botschaft zu sein, von der mir eine Kollegin im Rahmen ihrer internationalen Studien berichtete. Besagte Studie geht u.a. der Frage nach, ob es Kultur übergreifende emotionale Gesten gibt oder nicht.


Ein Beispiel hat mich stark beeindruckt. Meine Kollegin fragte im Rahmen der Studie eine Koreanerin etwas, auf das die junge Frau mit "Ja" antwortete. Und doch hatte meine Kollegin den Eindruck, dass da doch etwas nicht stimmen würde. Fragte nach und erfuhr, dass die Koreanerin eigentlich "Nein" meinte.


Auf die einladende Bemerkung, dass man in Deutschland einem "Nein" ruhig direkt Ausdruck verleihen könne, konnte die Koreanerin einfach nicht folgen. Sie hörte die Worte, verstand den Sinn und verhielt sich dennoch nonverbal so, wie sie es von ihrem Kulturkreis her gewohnt war.


Die meisten hätten weiterhin ein "Ja" angenommen, wenn da nicht bei genauer Beobachtung so ein winziger nonverbaler Hinweis gewesen wäre. Ein Hinweis, den man selbst jemandem, der das nicht gesehen hätte, nicht hätte beschreiben können.


In Korea, so die einfache Botschaft der jungen Frau, würde man beispielsweise in der eigenen Famile "Ja" sagen, auch wenn man "Nein" meinen würde. Die anderen würden es schon verstehen.


Im Gesprächmit meiner Kollegin habe ich mich an meine Erfahrungen in Indien erinnert, wenn man bspw. bei Zustimmung den Kopf auf so eine eigenartige Art und Weise hin- und herwiegt (was eher wie ein "Nein" aussieht), um der eigenen Zustimmung Ausdruck zu verleihen. Natürlich wußte ich, dass ich solchen nonverbalen Gesten begegnen würde. Hatte mich ja genügend in der kulturellen Grammatik schlau gemacht. Und doch fiel ich noch nach Wochen immer wieder drauf rein. Mein "besseres Wissen" schützte mich nicht vor besagter wiederholten Erfahrung. Zum Glück boten mir die Inder weiterhin ihren Tee an, auch als ich mich bereits umzudrehen begann.


Inzwischen habe ich festgestellt, dass Indien nicht nur in Indien liegt. ;-)