Erinnerung ist doch so einfach

Kann, nach der gestrigen Zeitungslektüre am Frühstückstisch, die Worte des englischen Sprachforschers und Literaturkritiker Samuel Johnson (1709 - 1784) einfach nicht vergessen. "Die wahre Kunst der Erinnerung ist die die Kunst der Aufmerksamkeit".


Meint er doch vielleicht, dass der Schatz der erinnerbaren Erkenntnis im Hier und Jetzt liegt. Im Geheimnis des sensorisch wachen Noch-Nicht-Geborenen. Erinnern könnte dann auch heißen, gerade auf das bewusst zu verzichten, was man herkömmlich als Erinnerung versteht, so nach dem Motto: "weißt Du noch gestern?" - Um sich dann gleichzeitig um so sicherer zu sein, als die eigenen Sinne, die ja einen guten Teil zum Gelingen beitragen, einem unmissverständlich den Spiegel vorhalten. Einen Spiegel, der darauf verzichtet, zwischen "gestern-heute-morgen" zu unterscheiden. Einen Spiegel, der dem (Selbst-)Betrachter Lust auf Mehr bereiten kann. Einen Spiegel, der die Kostbarkeit des noch nie wahrgenommenen in sich birgt.