Genug ist genug

Die wohl beeindruckendste Rede im laufenden US-amerikanischen Wahlkampf wurde von Michelle Obama in dieser Woche gehalten. Mit niederschmetternder Wirkung hält sie der amerikanischen Öffentlichkeit den Spiegel vor Augen.


Natürlich geht es um Trump. Um einen Kandidaten auf das höchste politische Amt in den USA und um dessen „unverschämten, dreisten, schamlosen und skandalösen“ Worte. Obama nennt Trumps „vulgäre, schmutzige und schändliche“ verbale Attacken gegen Frauen unmissverständlich direkt und emotional aufgewühlt beim Namen. Und nicht nur das. Sie verabscheut dessen Handeln Frauen gegenüber und ergreift Partei für die Mehrheit der amerikanischen Männer. Diese würden, so betont sie mit brüchiger und doch klarer Stimme, weder so denken, noch so reden wie Trump noch sich so verhalten.


Obama ging durch ihre Rede weit über den politischen Rahmen, so wie er sonst im Wahlkampf üblich ist, hinaus. Sprach sie doch die Menschen im Land, Frauen und Männer zugleich, direkt und persönlich an und erinnerte sie allgemein und dadurch noch eindrücklicher an menschliche Anständigkeit überhaupt. Bei uns in Deutschland würde man dies vielleicht als „gute Kinderstube“ bezeichnen.


Hat was.


Obamas Rede ist ein Plädoyer dafür, nicht mehr länger, wie sie sagt, ein solches Gebaren zu ertragen. Sie könne Trumps Auftreten nicht mehr länger den eigenen Kindern zumuten und meint „genug ist genug“.


Warum erzähle ich das? Warum analysiere ich nicht bis ins Detail, wie in meinem letzten Blogbeitrag von einem Leser angeregt, Trumps heutiges Verhalten erneut unter nonverbalen Aspekten. Trump ist in aller Munde. Alle Münder zerreißen sich vor insgeheimer Schadenfreude und dienen somit dem selbstverliebten Kandidaten.


Das will er doch. Also warum noch eine Schüppe drauflegen?


Vielmehr habe ich mir Obamas Auftritt angeschaut. Habe ihre klare aber auch brüchige und vor Erregung bebende Stimme in Erinnerung. Sie las nicht von einem irgendeinem Teleprompter ab. Sie sah in die Gesichter der Menschen, spürte ihre eigene Mission und gab den Worten Erlaubnis, sich zu formulieren.


Je mehr sie sprach, desto eher bekam ich den Eindruck, dass auch Trauer sie erfüllte, eine Trauer, die sich nicht Tränen ergießen musste. Eine Trauer, die Verletzung, Empörung und menschliche Klarheit spiegelte.


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