# handgate

Mal angenommen, jemand wie der amerikanische Präsident, nur angenommen, würde zu mir in die Therapie kommen (was so jemand wohl nicht gerade gerne und freiwillig machen würde), zu mir als reichianischem Körperpsychotherapeut. Vorausgesetzt er wüsste, auf was er sich da einlassen würde (was ich aber nicht annehme. Denn er wäre sicherlich davon überzeugt, er bräuchte es gar nicht zu wissen), könnte er aber nicht unbedingt drei wesentliche therapeutische Indikation erahnen, die auf ihn warten würden.



  1. ich würde mit seiner Sexualität arbeiten, sehr direkt. Sonst würde er, und damit meine ich nur einen möglichen fiktiven Klienten, natürlich nicht den amerikanischen Präsidenten, mir mit irgendwelchen Stories, Ablenkungen und Nebenschauplätzen kommen. Man könnte dies dann die meisterliche psychische Abwehr nennen. Die Indikation empfiehlt direktes Handeln, da seine wesentlichen Themen mit Sexualität verbunden wären. Direkt auch, da er ein Meister der Manipulation wär. Natürlich meine ich  nicht den amerikanischen Präsidenten. Direkt auch, weil nicht viel Zeit bleiben würde, bis er die Therapie wieder beenden sprich: abbrechen würde. Das implizite Motto wäre: lass ihn nicht entwischen, bevor es richtig losgeht.

  2. Mit seiner Sexualität und der Sexualisierung seiner Umwelt zu arbeiten, hieße auch, den vielen subtilen und offenen Versagungen, die er durchlitten hat, ungeschminkt ins Aug zu schauen. Zu solchen könnte auch das Verweigern von Händchen halten gehören. Geschieht dies in aller Öffentlichkeit, gleicht dies einer Blamage und er würde sich wie zum Gespött der Menschen gemacht fühlen. Der amerikanische Präsident leidet natürlich nicht unter einem solchen Versagungs- oder Verweigerung-erleiden-müssen-Syndrom. Hat er doch schließlich das, was man so nennen könnte, mit einem souveränen Lächeln wie ein richtiger Mann weggesteckt.

  3. Mit der Hand zu arbeiten, heißt symbolisch gesehen, mit seiner Männlichkeit zu arbeiten. Während manche psychoanalytischen Kollegen eine vergleichende Ähnlichkeit zwischen dem männlichen Genital  und der Größe der Nase des Mannes sehen, wage ich die Behauptung, dass es eine offensichtlich, handgreiflich überprüfbare Ähnlichkeit zwischen Hand und männlichem Genital geben könnte. Dies genau zusammen mit dem Klienten zu eruieren, könnte eine dritte zentrale Indikation sein. Gegebenenfalls, wegen der faktischen Überprüfung, würden auch die Ehefrau oder sonstige Sexualpartnerinnen einbezogen werden müssen. (Als Therapeut freut mich dies, da ein privat zahlender männlicher Patient mit zu vermutenden überaus zahlreichen Sexualpartnerinnen ein größeres Kontingent an Therapiestunden benötigt, als jemand, der nur eine geringe Anzahl von Sexualpartnerinnen sein eigen nennen könnte.)


Natürlich ist unbedingte Vorsicht geboten. Solche Klienten sind sehr empfindlich, wie ich finde, zurecht. Er könnte bei genauer Draufsicht auf das Offensichtliche spontan das Weite suchen, was einem Ende der Therapie gleichkäme. Männliches Mitempfinden ist angesagt. Ein Mitempfinden, das ihm wieder die Souveränität über sein handgreifliches Handeln erlangen hilft. Verhaltenstherapeutisch ginge es schließlich gegen Ende der Therapie darum, wieder die alten Fähigkeiten sich anzueignen, nämlich erfolgreich zupacken zu können, wenn ER es will.