Merkel als wehrhafter Schutzengel oder: Zufriedenheit als (Selbst-) Täuschung

Die Deutschen seien doch so zufrieden, wollen uns die Meinungsforscher und Medien einreden. Und beziehen sich dabei auf Werte von über 70 %. Die Zufriedenen würden auch gewiss die Union wählen. Und die Kanzlerin würde doch auch so beruhigend auftreten, dass die Zufriedenheitswerete vielleicht ja noch steigen könnten.


Weit gefehlt.


Die aktuelle Studie des rheingold Instituts aus Köln entwerfen ein völlig anderes Bild. Haben doch die Kölner Forscher versucht hinter die Kulissen der vermeintlichen Zufriedenheit zu blicken. Mittels Tiefeninterviews beleuchten sie die Meinungen und Ansichten der Menschen und ermitteln Motivationen und Haltungen, die oftmals hinter diesen Meinungen verborgen bleiben. Aber offensichtlich da sind.


In den letzten 25 Jahren hätten die Befragten nie so aggressiv reagiert wie jetzt. Zwar wäre die jetzige emotionale Stimmungslage durch eine Sehnsucht nach permanenter Gegenwart gekennzeichnet. Doch jenseits der" deutschen Party-Plätscher-Meile" würde es heftig brodeln. Es hätten sich so viele ungelöste und unfassbare Probleme angesammelt, dass jeder, der sich auf dieses Terrain wagt, zum Scheitern verurteilt sei. Die Menschen trauen der Politik eine Lösung also nicht mehr zu.


Merkel wird also als "wehrhafter Schutzengel" wahrgenommen, der eher noch einen stabilen Versorgungsrahmen garantieren würde. Sie schreiben Merkel ein fast schon "zölibatäres Leben" zu, weil sie, wenn auch leidenschaftslos, für die Politik und die Bürger da sei.


Das Thema Gerechtigkeit spiele eine sehr große Rolle. Besonders in Bezug auf dieses Thema haben die Menschen so aggressiv reagiert. Die hierin sich äußernden Ressentiment sind Ausdruck von Ohnmachtsgefühlen in einer weniger überblickbaren Welt. Mögliche gefahren sind abstrakter und globaler, daher um so mehr beunruhigend.


Hier ist daher, so die Kölner, Tür und Tor offen für eher im privaten Rahmen geäußerte Ressentiments, die dort aber um so heftiger preiss gegeben werden.