Merkel ist überzeugt. Basta. Schröder lässt grüßen.

Was ist nur los in dieser Republik? Kretschmann nimmt Seehofer in Schutz. Viel Grüne stützen Merkel in ihrer Flüchtlingspolitik. Die rheinland-pfälzische Regierungschefin Dreyer ermahnt ihre CDU-Herausforderin im Wahlkampf, sie möge doch Merkel nicht in den Rücken fallen undsoweiter undsofort.


Alles ist nicht mehr so wie bisher üblich. CSU war CSU, die Grünen waren grün, die CDU stand hinter ihrer Chefin. Was ist, so könnte man fragen, jetzt grün, was ist schwarz, was ist rot? Gleichen sich die Parteien derart, dass es im Grunde egal sein könnte, wen man wählt? Wählt man heutzutage Köpfe anstatt Parteiprogramme?


Oder ist dies Geschehen Ausdruck eines hilflosen Durcheinanders, weil "das Volk" AfD und rechtspopulistisch wählt? Ist Politik in Deutschland inzwischen zu einem wild gewordenen Hühnerhaufen mutiert?


"Wir schaffen das" hieß es von der Kanzlerin im Herbst des vergangenen Jahres. Und Merkel outete sich hierdurch als Überzeugungstäterin. Die Presse war (fast) einhellig der Ansicht, dass das Flüchtlingsthema Merkels Herzensangelegenheit war. Merkels Überzeugung hinter dem Credo "wir schaffen das" scheint unerschütterlich. Dabei geht es doch gar nicht darum, ob es triftige Gründe für "wir schaffen das" oder "wir können das nicht schaffen" gibt. Merkel ist überzeugt. Basta. Schröder lässt grüßen.


Überzeugung ist emotionaler persönlicher Ausdruck. Wer Merkels Politik stützt, ob die Nummer aufgeht oder nicht, steht auf einem anderen Stern, ist auch emotional. Könnte man dann nicht schlussfolgernd annehmen, dass das Kuddelmuddel: Kretschmann-Seehofer-Dreyer-Merkel-undsoweiter auch Ausdruck eines emotionalen Milieus ist?


Politik muss spätestens jetzt einsehen, dass Wählerinnen keine Parteiprogramme wählen, vielleicht ja noch Köpfe, aber auf jeden Fall Menschen wählen. Menschen wählen heißt, Überzeugungen wählen. Überzeugungen wählen ist emotional.


Übrigens, vielleicht ist die AfD ja auch Ausdruck emotionaler Milieus. Und lässt sich nicht (nur) durch die herkömmliche Einteilung in Rechts-Mitte-Links mit all ihren Variationen und Irrungen erklären.