Social freezing oder: mir ist einfach zu kalt hier

Das hat ja diese Woche richtig reingehauen: Facebook, Apple und andere US-Unternehmen unterbreiten ihren kinderfreudigen und karrierewilligen Mitarbeiterinnen ein verlockendes Angebot. Frau könne doch mit Schwangerschaft und Geburt warten, bis die Karriere vollzogen sei. Danach könne Frau doch in aller Ruhe Kinder bekommen. Die Methode heißt: Einfrieren von Eizellen. Vollständig Kosten frei. Gültig ab sofort. -


Die Chance auf Einlösung dieses Versprechens hat aber wahrscheinlich eine höhere Halbwertzeit als erwartet oder suggeriert.


Wann ist nämlich Karriere so gelungen entwickelt, dass Frau sich die Kinderaufzucht gönnen mag, gönnen darf?


Welches sind die Erreichungskriterien von Kinder-Kriegen-Kompetenz als Karrieremerkmal?


Unter welchen Bedingungen, dann wie konkret, beteiligen sich Unternehmensleitung und Vorgesetzte an der Kindererziehung? Machen sie doch das Kinderkriegen erst möglich. Wollen aber gleichzeitig ihre Mitarbeiterinne durch Karriereversprechen binden.  Ich finde, wer A sagt, muss auch B tun.


Je mehr diese Fragen die enge Verbundenheit von Unternehmung und potenziell werdender Mutter berühren, desto deutlicher wird ein in der aktuellen Diskussion verborgener Aspekt deutlich: Die Unternehmen fördern nicht die Familienentwicklung ihrer dann ja karriereerprobter Mitarbeiterinnen außerhalb des Unternehmens. Nein, Zuckerberg, Cook und andere unterbreiten den Frauen ein Familien-Zugehörigkeits-Angebot. Nicht die Unterstützung der Kleinfamilien der Mitarbeiterinnen ist es, worum es geht. Nein, es geht um die Integration der Mitarbeiterinnen in die Unternehmensfamilie. Die Anbindung an und Verpflichtung auf das Unternehmen als Familie.


Könnte man das Social-Freezing-Angebot nun gar als Paradigmenwechsel verstehen? Weg von der Kleinfamilie hin zum Unternehmensfamilienmodell? (Natürlich nicht zu verwechseln mit einer Unternehmerfamilie) Würde das dann heißen, Zuckerberg wechselt die Windeln der Kinder seiner Abteilungsleiterinnen? - Wahrscheinlich weit gefehlt.


Weit gefehlt, weil ich Social Freezing beim Wort nehmen möchte. Könnte es doch in der umgangsprachlichen Übersetzung heißen: mir ist hier (sozial) einfach zu kalt.