Tiananmen

Vor 25 Jahren wurde auf dem Tiananmen Platz in Beijing der Protest von Tausenden Chinesen blutig niedergeschlagen. Tausende Tote waren zu beklagen. Die chinesische Politik verschweigt dies und bemüht sich verzweifelt im kollektiven Vergessen.


Die junge Generation kann mit den damaligen Ereignissen nichts anfangen. Ca. 85 % der bis zu 30 Jährigen wissen noch nicht einmal um die damaligen Ereignisse.


Bin gerade von einer längeren beruflichen und privaten Reise aus China zurück. Habe dort viele engagierte, interessierte und kritische Chinesen kennen gelernt. Man konnte über (fast) alles reden. Auch über kritische soziale und (zwischen-) menschliche Themen reden. Dieselben Chinesen jedoch, wenn es zu einer grundsätzlichen Kritik an der Politik Chinas kam, wechselten abrupt die Seite. Sie wiesen diese Kritik nicht nur zurück sondern verteidigten sie sogar vehement.


Als wir über die doch eher emotional getragene Vehemenz sprachen, wurde eine tiefe fast schon existenziell gespürte Angst deutlich, dass das Land China, nämlich ihre Heimat, auseinanderfliegen könnte. Eine Angst, über die man sich nicht zu reden traute. Mit Ihnen also so über die Politik zu reden, mobilisierte diese Angst. Die Verteidigung der Politik schien dann ein verzweifelter Versuch zu sein, diese Angst nicht mehr spüren zu müssen.


Ich frage mich natürlich, was die lesson learnt für die Politik sein könnte: Einhaltung der Menschenrechte einfordern, Missstände beim Namen nennen. Aber auch die Menschen in ihren tiefen Ängsten zu erreichen versuchen. Sie dahingehend zu respektieren.


Tut man dies nicht, ist eine sinnvolle und begründete Kritik am politischen System sogar kontraproduktiv. Die Gräben werden sich dann noch vertiefen.