Transparenz durch Algorithmen?

Gegen Transparenz ist ja nun wirklich nichts einzuwenden. Schlussfolgernd könnte man genügend Information erwarten, so dass der Anspruch auch eingelöst wird.


So gut, so schön; theoretisch.


Schaut man sich z.B. die Tricks der Online-Händler an, wird schnell klar, dass man gegen die Macht der Algorithmen einfach nicht ankommt.


Oft wird/wurde das Internet mit einem globalen Marktplatz verglichen. Wie auf einem Marktplatz erwartet man aufgebaute Stände mit dargebotenen Produkten, sichtbar festgelegten Preisen und wenn man denn den Markthändler gut kennt, auch bereichert durch das Geschenk, ein wenig um den Preis handeln zu können.


So der Marktplatz, den man so kennt oder von früher her kannte.


Dringt man in die Tiefen der digitalen Marktplätze ein, wird einem unmissverständlich die zukunftsbestimmende Macht der Algorithmen vor Augen geführt. Hier einige Beispiele, die durch sich selbst überzeugen, dass man oft mit der Forderung nach Transparenz hinter einer Illusion herläuft:



  • Personalisierung heißt dem Kunden möglichst individuelle Angebote zu machen. Dies geschieht über das Anlegen von Kundenprofilen, dem Einsatz von Cookies usw. Elektronische Fingerabdrücke sind nun mal nicht mehr wegzudenken.

  • Kaufdruck erzeugen ist ein alter Händlertrick. Man bietet Produkte und Preise an, aber nicht genügend Zeit sich in Ruhe und in Muße zu orientieren, um dann eine Kaufentscheidung zu treffen. Es heißt dann oft, es sind nur noch zwei Zimmer frei, dieses Angebot gilt nur noch heute usw.

  • Preisflimmern kennt jeder vielleicht noch von den täglich mehrfach wechselnden Preisen an der Tankstelle. Dies ist inzwischen ziemlich unterbunden und doch gibt es das Preisflimmern überall auf den digitalen Marktplätzen. Amazon, so wird geschätzt, nimmt 3.000.000 täglich eine Preisanpassung vor. Wer blickt denn da noch durch? Oder kann glaubhaft versichern, es gäbe genügend Transparenz bei den Preisen.

  • Mit Reputation werben geschieht, indem man sich Follower in den sozialen Netzwerken kauft, in denen man Likes und gute Bewertungen manipuliert. Schätzungen sagen, dass mehr als 30% dieser Aussagen gefälscht sind. Was stimmt denn nun tatsächlich, könnte man fragen.

  • Schließlich kommt es zum Auflösen der Transparenz, wenn man „in Begleitung“ auf dem digitalen Markt einkaufen geht. Dies heißt „curated shopping“ und wirbt mit dem Charme einer persönlichen Beratung. Im Bereich Kleidung geschieht dies bspw. durch „Outfittery“. Hierdurch soll ein Kunde, ganz so wie er es sich wünscht und braucht, Produkte zugeführt werden. Jeder mag sich selbst fragen, was er lieber mag: alleine oder in netter Begleitung über den Markt zu gehen.


Übrigens, Algorithmen bestimmen noch viel mehr als nur den Kauf eines neuen Smartphones oder einer modischen neuen Hose. :-)