Sounds of Science / Lockdown: Das Anhalten der Welt - Kurz-Interviews

Der jetzige vorweihnachtliche Lockdown spitzt die Diskussion zum Verhältnis von Politik und Wirtschaft, über Moral, Verantwortung, Freiheit, Einmischen oder Raushalten noch einmal zu.


Die von vielen intensiv verfolgte „Debatte zur Domestizierung von Wirtschaft, Politik und Gesundheit“ zwischen Heiko Kleve, Steffen Roth, Fritz B. Simon und Gästen erschien unter dem Titel Lockdown: Das Anhalten der Welt kürzlich als Buch und erfreut sich großer Resonanz.


Prof. Heiko Kleve, Professor und Akademischer Direktor am Wittener Institut für Familienunternehmen, im Gespräch mit Carl-Auer Sounds of Science:


„Das Buch könnte ein Modell sein, in neuer Weise in den Diskurs zu gehen, ohne dass man sich um den Hals fällt, aber auch ohne die Fäuste aus den Taschen zu holen.“


Wir konnten einige der Hauptprotagonisten und „Zwischenrufer“ in kurzen Interviews dazu befragen, wie sie die aktuelle Debattenkultur, Demonstrationen und politischen Entscheidungsprozesse erleben und bewerten. Die Interviews lassen Unterschiede in Schwerpunkten und Bewertungsfragen erkennen, die sehr wert sind, gehört zu werden. Nachlese zu einem äußerst lesenswerten Buch, das von Tag zu Tag weiter an Aktualität gewinnt.


Prof. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Initiatorin von Mondays for Future:


„Die Parallelen der Klima-Krise zur aktuellen Corona-Krise sind frappierend, und für die Klima-Krise kann man daraus eine ganze Menge lernen!“


Dr. Stefan Blankertz, „Wortmetz“ und Gründer des Murray Rothbard Instituts für Ideologiekritik:


„Die Angst, verurteilt zu werden, nimmt zu und ist berechtigt. Die eigene Form, in der man die eigene Meinung als verbindlich erklärt, erscheint einzig legitim. Das muss aufhören.“


Franz Hoegl, Designer, Illustrator, Musiker, Philosoph:


„Europaweit greift eine Kriegs-Metaphorik um sich, die einschränkt, was dann noch möglich ist. (…) Frühere Hausbesetzer sprechen plötzlich von ´unserer Kanzlerin´. (…) Ist Corona nicht eher eine Art Institution oder Programm, an dem man sich orientiert?“


Dr. Antje Tschira, Lehrbeauftragte für Organisationsentwicklung an der Universität Heidelberg und für ästhetische Bildung in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Bochum; Netzwerkpartnerin von Simon, Weber & Friends; Mitglied im Club Systemtheorie:


„Was mir fehlt, ist die ´Weisheit durch die Vielen´, die in Entscheidungen mit einfließen und gleichzeitig für Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen würde"


Fritz B. Simon, Professor für Führung und Organisation, u. a. Autor der Anleitung zum Populismus und von Formen, neu aufgenommen in „Schlüsselwerke der Systemtheorie“:


„Es geht nicht nur um Debatten und Meinungsäußerungen, es geht um Handlungen. Wer sagt, man darf niemanden bewerten, der ohne Mundschutz und Einhalten der Abstandsregeln unterwegs ist, der hat den Schuss nicht gehört. Ich finde, die muss man bewerten. (…) Ob die Freiheit vom Mundschutz über das Gemeinwohl geht, ist nicht einfach eine Frage privater Meinung, sondern eine höchst politische Frage, und da muss man ganz klar Position beziehen.“