45 years

Ein wunderbarer langsamer Film. Einer, den ich – wenn es so etwas gäbe - auf eine Paartherapeuten-Pflichtliste setzen würde.


Ein gut miteinander alt gewordenes Paar bereitet die große Fete für den 45. Hochzeitstag vor. Kate (Charlotte Rampling), in aufmerksamer Vertrautheit für Geoff (Tom Courtenay), der etwas introvertiert und absent minded seiner Zeitungslektüre und anfallenden Arbeiten im Haus nachgeht. Diese balancierte Kontinuität kommt in Unruhe, als Geoff die Nachricht vom Fund der Leiche seiner früheren Freundin erhält. Ein bewegendes Ereignis, aber eigentlich kein Anlass, der die beiden auseinander bringen müsste. Tut es aber.


Geoff versinkt in Erinnerungen, Kate wird anfänglichem Interesse zunehmend verletzt und eifersüchtig auf die Frau, die vor ihrer Zeit in Geoffs Leben eine Rolle spielte. „Hättest du sie geheiratet, wenn der Unfall nicht passiert wäre?“ Geoffs Ja stellt für Kate quälend die emotionale Basis der Ehe in Frage. Geoff gräbt Erinnerungen seiner Vergangenheit mit der Ex-Freundin Katya aus, Kate vergräbt sich in ihre Verletzung (Katya/Kate!). Das ganze, während die Tage auf das große Fest zulaufen, das eigentlich die lange Verbundenheit feiern soll.


Faszinierend finde ich, dass der Film nicht auf einen wuchtigen Plot setzt, sondern mit zwei grandiosen Schauspielern eine subtile slow motion Dramaturgie inszeniert, wie das Trennende in die vertraute Beziehung einsickert und bis zum genialen Schlussakt nicht wieder verschwindet.