Did you come? Orgasmus und Partnerinteraktion

Der Orgasmus der Frauen beim Koitus sei den Männern wichtiger als den Frauen selber. Während für Frauen der Orgasmus meist als „Bonus“, als „Zugabe“ einer erregenden und befriedigenden Begegnung erlebt werde, sei für die Befriedigung der Männer sowohl der eigene Orgasmus wie der der Partnerin entscheidend.


Eine kanadische Studie an jungen Erwachsenen zeigt, dass der männliche Orgasmus  von beiden Geschlechtern als „natürlich“ und „unvermeidlich“  gesehen wird, während der weibliche Orgasmus „erarbeitet“ werden müsse. Die Verantwortung dafür sehen die Männer bei sich und erleben deshalb auch das Ausbleiben als persönliche Kränkung. Im Wissen darum sind die Frauen  mehr darauf bedacht, das männliche Ego zu schützen als darauf, selbst zum Orgasmus zu kommen. Um seine Frustration über ihren ausbleibenden Orgasmus  zeigen sie sich oft als aktiver als ihnen eigentlich entspräche, oder sie spielen den Orgasmus vor.


Männer zeigen sich sehr interessiert daran, welche physische Stimulation für die Frau günstig ist. In Bezug auf die relative Bedeutung des Orgasmus für Frauen bestehe aber ein großer „lack of communication“. Die Männer wollen also wissen, wie es geht, aber sind offenbar wenig davon überzeugt oder bekommen nicht so recht mit, dass der Orgasmus für die Partnerinnen nicht so zentral ist wie für sie selbst.


Ein unfrohes Bild, wie beide sich in eine selbstgewählte Unfreiheit hineingeben! Die Männer fühlen sich in einer Orgasmuslieferpflicht, die die Frauen so gar nicht bestellt haben. Die Frauen wiederum kommen vor lauter Rücksicht auf sein empfindliches Liebhaber-Ego wenig zur eigenen Lust.


Fazit: Zwei Leute sind beim gleichen Koitus in zwei ganz unterschiedlichen Veranstaltungen, verraten es sich aber nicht.


Möglicherweise trifft das nicht nur auf junge kanadische Menschen zu.


Quelle: Journal of Sex Research 51, 2014, 616-631