„Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar.“

Auch die Stadt Stuttgart ist mit dem Wort „ficken“ beschäftigt. Im Spiegel lese ich grade von einer Aktion der Stadt, um für einen anständigen Umgang zwischen Prostituierten und Kunden zu werben. „Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar.“ Subtitel: "Stoppt Zwangs- und Armutsprostitution.!“ Damit solle eine „Wertediskussion zum Frauenbild in der Gesellschaft, zu Sexualität und Partnerschaft“ angestoßen werden. Großer Aufruhr an allen Ecken. Interessant finde ich, dass der Empörung über die Wortwahl („Verrohung unserer Sprache“) mehr Bedeutung beigemessen wird als der Intention der Plakataktion. Die kann man nur unterstützen! Ich finde sie, auch in der Wortwahl, gelungen. Sie bringt auf den Punkt, dass man würdig/wertschätzend auch mit jemand umgehen kann und soll, mit dem man „nur Sex“ haben will oder von dem/der man eine sexuelle Dienstleistung kaufen möchte.


Die Aktion könnte auch ein Beitrag zu einem nicht abwertenden anständigen Umgang mit Prostituierten sein. Dazu gehört unter anderem, den abschätzigen Begriff der „Nutte“ aufzugeben. ((Ich habe, als ich Anfang der 1970er Jahre auf St. Pauli gewohnt habe, den Unterscheid zwischen „Nutten“ - sie tun es für Geld - und „Huren“ - sie tun es gern für Geld - gelernt. Die letzteren hatten, damals jedenfalls, einen besseren Status.)) Ich glaube, dass gerade durch eine Akzeptanz (juristisch, arbeitsrechtlich, moralisch) derjenigen Frauen, die sich selbstbestimmt für Sex-Arbeit entscheiden, der differenzierende Blick für die unerträgliche Zwangsprostitution und die inhumanen Abhängigkeiten geschärft wird.