Erotische Grundrechenarten

Der amerikanische Sexualtherapeut Jack Morin hat in seiner Analyse der erotischen Faszination eine Gleichung vorgeschlagen : „Erregung = Anziehung + Hindernisse“. Ich halte den Inhalt dieser Formel für brillant, weil über die Einbeziehung der Hindernisse die Dramaturgie der Erotik in den Blick kommt. Nicht der Vollzug des sexuellen „Ziels“, sondern die Sehnsucht nach dem, das durch Hindernisse erschwert wird, ist der Stoff, aus dem erotische Geschichten gemacht sind.


Allerdings hat Morin’s Formel einen mathematischen Schönheitsfehler, der im „+“ liegt.


Bei einer Addition können sich die Summanden kompensieren. So könnte ein riesiges Hindernis zu einer großen Erregung führen, selbst wenn überhaupt keine Anziehung besteht. Das ist offensichtlicher Unfug und von Morin sicher auch nicht gemeint.


Richtig wäre ein „x“, also eine Multiplikation, die bekanntlich zu einem „Null“-Ergebnis dann führt, wenn einer der Multiplikatoren gleich Null ist, egal wie groß die anderen Multiplikatoren sind. Also: „Erregung=Anziehung x Hindernisse“.  Was erotisch heißt: Es muss beides größer als Null sein, damit Erregung möglich wird.


 


Und um es noch etwas komplizierter zu machen: Vermutlich gilt das nur innerhalb einer bestimmten Spanne. Wenn das Hindernis so groß ist, dass die begehrte Person völlig unerreichbar ist, dürfte die Formel nicht mehr gelten. Also muss man die Erreichbarheit dazu nehmen. Dann hieße es:


„Erregung = Anziehung x Hindernis / Erreichbarkeit > 0“


Oder?


Quelle: Morin: Erotische Intelligenz. (Goldmann München 1999)