„Kuscheln schlägt Sex“

So titelt der Mediziner-Newsletter DocCheck News den Bericht über eine Studie der Uni Rostock. Soviel Gemeinheit hätte ich dem Kuscheln gar nicht zugetraut.


Im Rahmen der interdisziplinären Längsschnittstudie des Erwachsenenalters“ (ILSE) wurden Personen der Jahrgänge 1930-32 in drei Zeitpunkte über 12 Jahre befragt.


Die Teilnehmer zeigten während des zwölfjährigen Studienverlaufs stabile sexuelle Zufriedenheitswerte, unabhängig von einer Abnahme der sexuellen Aktivität. Das ist bemerkenswert, da fast alle Studien, die jüngere und mittelalte Personen befragen, eine positive Korrelation von Häufigkeit und Zufriedenheit berichten. Offenbar gehört zur sexuellen Altersweisheit, dass man sich seine sexuelle Zufriedenheit unabhängig vom objektiven Geschehen zulegt. Das sollte man sich schon mal merken.


Zärtlichkeit wurde als wichtiger erachtet als Sexualität (eine charmante Gegenüberstellung!), interessanterweise Männer (91% der 74jährigen) noch mehr als Frauen (81%). Sexualität hingegen habe bei 61 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen eine bedeutende Rolle gespielt. Nicht klar ist mir, wie die Aussagen derjenigen gezählt wurden, die Sexualität als zärtlich erleben, die also Sex und Zärtlichkeit nicht trennen. Solche Menschen gibt es.


Erwähnenswert finde ich das Ergebnis, dass sich von fünf untersuchten Aspekten ( Bildungsgrad, körperlicher Gesundheitszustand, Partnerschaftsdauer, Bedeutung von Sexualität sowie von Zärtlichkeit) nur der letzte Punkt, die Zärtlichkeit, als relevant für die Zufriedenheit mit der Partnerschaft erweist. Und wahrscheinlich ist die andre Erklärungsrichtung genauso plausibel: Zufriedene Partner sind zärtlicher. Aber das wussten wir schon.


(Übrigens: In der Originalstudie gibt keine Hinweise auf sexschlagendes Kuscheln. Man muss also keine neue Paraphilie zur Kenntnis nehmen.)


 Quelle (Originalstudie)


http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0111404