Lustlosigkeit als Kompetenz

Eine überraschende Lesart sexueller Lustlosigkeit fand ich in dem neuen Buch von Peggy Kleinplatz, einer der innovativsten Figuren der aktuellen Sexualtherapie. Sie votiert - konträr zu den üblichen Empfehlungen, sich mit „realistischen“ Erwartungen vor Enttäuschungen zu schützen - für „bessere“ Ziele mit dem Tenor, man (und vor allem frau) solle sich nicht so schnell mit Mittelmaß zufrieden geben.


In dem Zusammenhang sieht sie in der sexuellen Lustlosigkeit nicht ein Defizit von Lust, sondern auch eine Kompetenz auszuwählen und sich nicht auf lausigen Sex einzulassen. Nicht Sex, sondern „sex worth wanting“ (Sex, der es wert ist, gewollt zu werden) lautet ihre Perspektive.


Das ist einerseits eine pfiffige Umdeutung. Allerdings: Woher weiß man vorher, ob es gut wird?  Bernhard Ludwig hat es am Beispiel von Parties verdeutlicht. Er meint, da man erst während des Geschehens merkt, ob es sich gelohnt HAT, müsse man einfach öfter zu Parties gehen, um dann dabei zu sein, wenn sie gut werden. Er rät also zur Qualitätskontrolle in vivo.


Oder kennt jemand einigermaßen verlässliche Hinweise, wie man vorher weiss, ob es sich lohnt? Und umgekehrt gefragt: Lohnt es sich, es vorher zu wissen?