„Mein Körper gehört mir, also ab ins Dschungelcamp“

In einem Interview mit dem österreichischen „Standard“ verfolgt die Münchner Genderforscherin Paula Irene Villa die These, dass der in der Frauenbewegung zentrale Wert der Autonomie heute zu einem Fetisch geworden sei. Er habe sich von einem  politischen Wert zu einer individuell „unternehmerischen“ Variante verändert. So sei der ursprünglich programmatische Satz „Mein Körper gehört mir“ zu einem Leitsatz für den individuellen Kampf um Aufmerksamkeit geworden.  Schönheitschirurgie lasse sich auch als autonomer Akt, über seinen Körper zu verfügen, sehen ebenso wie die Entscheidung, sich ins Dschungelcamp zu begeben.


Entpolitisierung eines  Wertes zum individuellen Marketing? Es ist wohl raffinierter. Villa bezieht sich auf die  Pornografisierung der Popkultur und macht am Beispiel von Lady Gaga deutlich, wie die selbstbewußt mit dem Code der Pornografie hantiert, indem sie ihn gleichzeitig nutzt und bloßstellt. Die frühe feministische Lesart, derzufolge Pornografie die Frauen in einen Opfer-Status bringt, drehe sie um, indem sie den Code selbstbewußt – autonom, empowered - spielt.


Mir gefällt an dem Interview, dass es nicht die Veränderung der guten alten Autonomie kulturpessimistisch beklagt, sondern versucht, sie neu zu lesen.  Offenbar bewegt sich das Verständnis der sexuellen Selbstbestimmung  von einer abgrenzungsbetonenden zu einer selbstermächtigenden Autonomie.


Quelle: http://mobil.diestandard.at/1358305398985?ref=nl