Petraeus

Der CIA-Chef David Petraeus tritt überraschend zurück, angeblich wegen einer ausserehelichen Affäre mit einer Journalistin. Das glaubt ihm kein Mensch. Wenn alle Politiker wegen ausserehelicher Affären zurücktreten würden, wäre das politische Personal ziemlich ausgesiebt. Den wahren Grund werden wir vielleicht noch erfahren.


Interessant finde ich, wie hier Schuld und Reue inszeniert wird. In seiner Stellungnahme bewertet Petraeus die Affäre als Hinweis auf sein extrem schlechtes Urteilsvermögen („extremely poor judgement“).


Warum wertet sich der Mann selbst so ab? Die Frau sieht gut aus, ist intelligent, versteht ihn. Wieso nicht so: „Ich habe mich auf eine Liebesgeschichte mit einer attraktiven und klugen Frau eingelassen. Ich habe es gern getan, habe es gewollt, und stehe dazu“? Auch mit diesem Statement könnte er zurücktreten, wenn er Affäre und Job für unvereinbar hält.


Der moralische Trick bei einem solchen Rücktritt ist konservativ und hat zwei Gewinner: den Täter und die Moral. Der Täter rettet seine Ehre, indem er verantwortungsvoll zurücktritt. Die offizielle Moral wird individuell zwar gebrochen, durch die Inszenierung von Reue und Selbstanklage aber doppelt bekräftigt.