Sex messen

Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, in unserer Gegenwartskultur werde die Selbstreflexion gerade durch die Selbstvermessung abgelöst. Ein schönes Aperçu. Ich glaube aber, das läuft nicht gegeneinander, sondern parallel und unverbunden.


Während nun auch in der Sexualtherapie die Achtsamkeit angekommen ist, entwickeln sich am anderen, behavioristischen Ende des Geschehens Messinstrumente, die ebenso differenziert wie bedeutungsleer sind. Ein Beispiel  ist das App (oder die App?) „Spreadsheets“,  mit der man die eigenen Parameter bei sexueller Aktivität messen kann: Dauer, Lautstärke, Beckenbewegungen usw.. Pro Akt gibt es Punkte.  Ähnlich wie bei Sport-Apps lässt sich das ganze über Wochen dokumentieren, so dass man seinen Koitusverlauf auch mittelfristig nachvollziehen kann.


Ich habe es eben – mangels Begleitung allein auf der Matratze simulierend – ausprobiert und gleich 80 Punkte geschafft. Es hat sich zwar eine gewisse Heiterkeit, aber keine wirkliche Befriedigung eingestellt - aber vielleicht ist das Übungssache. Vielleicht bringe ich es nächstes Mal auf 100. Das wäre zwar sinnlos, aber doch mehr als 80.