Sexuallebenserwartung

Ich habe einen neuen Begriff gelernt: Die „Sexuallebenserwartung“ ist die Zahl von Jahren sexueller Aktivität, die einem in einem bestimmten Alter noch vergönnt ist – oder bevorsteht. Und die ist abhängig von Geschlecht und Gesundheit.


Eine Studie hat u.a. gezeigt, dass 55-jährige Männer mit noch 15 Jahren sexueller Aktivität (years of sexually active life expectancy) rechnen können, Frauen nur mit 10 Jahren. Das gilt allerdings nur für gesunde Befragte. Je gesünder, desto sexuell aktiver und interessierter.


Dass das i.w. damit zu tun hat, dass die meisten Paar aus etwas älteren Männern und etwas jüngeren Frauen bestehen, sehen die Autorinnen zwar, rechnen die Sexuallebenserwartung aber weder auf das relative Partneralter um noch auf die Tatsache, dass es im Alter mehr partnerlose Frauen als Männer gibt. Zwei einfache soziale Parameter berücksichtigt und schon  würde sich der Effekt wohl in Luft auflösen.


Die „Sexuallebenserwartung“ erinnert an die alte Quatsch-These von den x-tausend Schuss, die ein Mann angeblich zur Verfügung hat, ehe er leergeschossen ist (und die kein weibliches Äquivalent kennt).


Dem Begriff ist nicht sicher zu entnehmen, wer da auf wen wartet: die Sexualität auf die älteren Menschen oder umgekehrt. Ein schönes Bild: Da wartet die Sexualität – und manche gehen einfach nicht hin. Und auf 70-Jährige Männer und 65-jährige Frauen wartet sie dann nicht mehr.


Das gute an Prognose finde ich, dass sie nie stimmen. Vergessen wir also diesen Begriff.


Quelle:


http://www.bmj.com/content/340/bmj.c810