Verführungslast. Nochmal Petraeus

Man kann die Petraeus-Affäre auch mit der Opfer-Perspektive lesen. Ein interessantes Argument bringt Torsten Krauel in der heutigen „Welt am Sonntag“: Macht sei nicht nur ein Aphrodisiakum, sondern sie mache auch angesichts der belastenden Überverantwortung einsam. Da wachse das Bedürfnis, sich mitzuteilen und verstanden zu werden von jemand, der/die keine Rivale, aber kompetent eingedacht  ist.


„So trifft der intellektuelle Petraeus in Paula Broadwell nicht eine sexuelle Gelegenheit, sondern seine eigene Bestätigung in Gestalt einer kongenialen Partnerin im Geiste. Das ist das unwiderstehlichste Aphrodisiakum überhaupt“, schreibt Krauel. Dieser„Verführungslast“ – was für ein schönes Wort! – sei Petraeus erlegen.


Das ist wohl eine ungesehene Seite der Vermengung von Macht und Sex: Macht ist nicht nur attraktiv, sie macht die Mächtigen auch bedürftig.