Virginia E. Johnson ist gestorben

Mit 88 Jahren starb Virginia Johnson, Mutter der modernen Sexualtherapie, die sie zusammen mit William Masters entwickelt hat. Imponiert hat mir bei den beiden (unter anderem), dass sie nicht nur als Chef/Assistentin und dann als Ehepartner, sondern später noch als geschiedene Ex-Partner zusammengearbeitet haben.


Ihre historische Leistung war der Mut, in den späten 50er und 60er Jahren im Mittleren Westen der USA (St.Louis/Missouri) Laboruntersuchungen zur Physiologie der Sexualität durchzuführen. Ein paar Hundert Probanden wurden beim Geschlechtsverkehr und bei der Masturbation vermessen und führten zur „Entdeckung“ der Klitoris und ihrer Bedeutung für die weibliche Sexualität, bahnten den Weg  zu einem heute oft belächelten „Sprechen über Sexualität“ und schafften die Voraussetzungen für die bahnbrechende Masters-Johnson-Therapie. Kühl, rational und unbeeindruckt vom heftigem Gegenwind der Öffentlichkeit. Aufklärung durch Wissenschaft.


Die Sexualtherapie hat sich weiter entwickelt. Aber diese Weiterentwicklungen hatten den Zeitgeist im Rücken. Für sie war weit weniger Zivilcourage erforderlich. Wer – in der berühmten Metapher des Soziologen Karl Merton – auf den Schultern von Riesen steht, blickt weiter als diese. Ich verneige mich mit großem Respekt vor der Riesin Virginia Johnson.


Einen informativen Nachruf bringt die New York Times:

http://www.nytimes.com/2013/07/26/us/virginia-johnson-masterss-collaborator-in-sex-research-dies-at-88.html?pagewanted=1&src=recg