Kooperation und Ausstieg in komplexen Systemen -
Grundlagen und Turniere

Im Jahr 1987 erschien die deutsche Ausgabe des Buches "The Evolution of Cooperation" des US-amerikanischen Politwissenschaftlers Robert Marshall Axelrod.


Axelrod hat auf Grundlage des Gefangenendilemmas aus der Spieltheorie unter anderem untersucht, ob sich egoistische Interessen lohnen und welche Strategien Kooperation sichern.


Im Gabler Wirtschaftslexikon finden wir folgende Erklärung der Spieltheorie:


Die Spieltheorie ist eine mathematische Methode, die das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen ableitet, in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen anderer abhängt.


Unter anderen hat sich der, Vielen aus dem Film "A Beautiful Mind" bekannte, Mathematiker John F. Nash mit Spieltheorie befasst und mit seinem Nash-Gleichgewicht eine Kombination von Strategien gezeigt, wobei jeder Spieler genau eine Strategie wählt, von der aus es für keinen Spieler sinnvoll ist, von seiner gewählten Strategie als einziger abzuweichen. In einem Nash-Gleichgewicht ist daher jeder Spieler auch im Nachhinein mit seiner Strategiewahl einverstanden, er würde sie wieder genauso treffen. Die Strategien der Spieler sind demnach gegenseitig beste Antworten. (Wikipedia)


Uns haben die Arbeiten Axelrods und Nashs früh inspiriert, unterschiedliche Kooperationsstrategien zu entwickeln, um herauszufinden, in welchem Umfeld auch langfristig welche Strategien am erfolgreichsten und sogar dazu in der Lage sind, auf Dauer komplexe Kooperationsökologien zu fördern, in denen die so genannten "Good Boys" - Strategien, die nur kooperieren - gut gedeihen und sich vermehren können. Später haben wir das mit unseren SelFis, unseren artifiziellen Emulationen der FORMen von Systemen, zusammen gebracht, um darüber den Orientierungsraum zu vergrößern, wie wir von FORM A zu FORM B kommen.


 


Axelrod hatte festgestellt, dass Strategien der Form "Tit for Tat" - im Deutschen wohl am besten mit "Wie du mir, so ich dir" oder "Auge um Auge" übersetzt - am stärksten darin sind, den "Bad Boys" - Strategien, die immer aussteigen - Paroli zu bieten.


Das Gefangenendilemma ist ein mathematisches Spiel aus der Spieltheorie. Es modelliert die Situation zweier Gefangener, die beschuldigt werden, gemeinsam ein Verbrechen begangen zu haben. Die beiden Gefangenen werden einzeln vernommen und können nicht miteinander kommunizieren. Leugnen beide das Verbrechen, erhalten beide eine niedrige Strafe, da ihnen nur eine weniger streng bestrafte Tat nachgewiesen werden kann. Gestehen beide, erhalten beide dafür eine hohe Strafe, wegen ihres Geständnisses aber nicht die Höchststrafe. Gesteht jedoch nur einer der beiden Gefangenen, geht dieser als Kronzeuge straffrei aus, während der andere als überführter, aber nicht geständiger Täter die Höchststrafe bekommt.


Das Dilemma besteht nun darin, dass sich jeder Gefangene entscheiden muss, entweder zu leugnen (also zu versuchen, mit dem anderen Gefangenen zu kooperieren) oder zu gestehen (also den anderen zu verraten), ohne die Entscheidung des anderen Gefangenen zu kennen. Das letztlich verhängte Strafmaß richtet sich allerdings danach, wie die beiden Gefangenen zusammengenommen ausgesagt haben und hängt damit nicht nur von der eigenen Entscheidung, sondern auch von der Entscheidung des anderen Gefangenen ab. (Wikipedia)


 


Achtung: Das hier beschriebene Modell und die Strategien dienen nicht dazu, zwei Verbrecher darin zu unterrichten, wie sie die Welt besser betrügen können, sondern zu zeigen, wie langfristig Kooperationssysteme funktionieren. Es ist nicht dafür gedacht, kollektives Aussteigen zu optimieren, sondern zusammen Häuser zu bauen, Teams erfolgreich zu machen, Organisationen zu unterstützen und gesamtgesellschaftlich die großen Krisen zu meistern. Auf einem runden Planeten kommen am Ende nämlich beide, Kooperation und Ausstieg, wieder hinter dem eigenen Rücken an.


 


Wie Axelrod unterscheiden wir zunächst zwei einfache Strategien:


Good Boys und Bad Boys.


Good Boys kooperieren immer. Sie sind an Kooperation interessiert. Sie sind daran interessiert, dass auch Andere zu ihrem Vorteil kommen. Sie steigen nicht aus.


Bad Boys steigen immer aus. Sie suchen nur ihren persönlichen Vorteil. Sie betrügen immer.


Wir bepunkten:


Beide kooperieren: Beide bekommen 3 Punkte.


Beide steigen aus: Beide bekommen 0 Punkte.


Einer steigt aus, der andere kooperiert: Der Aussteiger bekommt 6 Punkte, der Kooperierende 0 Punkte.


 


Reine Good Boys und reine Bad Boys sind in der gesellschaftlichen Realität selten.


Wohl aber lässt sich das Verhalten von Menschen, Gruppen, Teams, Organisationen, Kommunikationssystemen, Gesellschaften nach Mustern untersuchen, wann und wie häufig in welchen Kontexten ausgestiegen wird und wann kooperiert.


Daraus lassen sich Schlussfolgerungen ableiten und Strategien entwickeln, wie generell mit Kooperation und Ausstieg aus Kooperation umgegangen werden sollte, um langfristige Kooperationsökologien zu sichern.


Dazu müssen wir berücksichtigen, dass auszusteigen nicht unbedingt nur am einfachen Betrug, leicht erkennbarer Lüge oder Manipulation isoliert werden kann, sondern dass dazu eine Vielzahl von Manövern aus Dark Psychology, Dark Manipulation, Dark Rhetoric, der Dunklen Triade zählen, zu denen auch Double-Binds und paradoxe Interventionen gehören können.


Besonders anstrengend darunter ist Systemisches Gaslighting: Über (konditionierte) Ausstiegsmanöver wird ein verzerrtes Wirklichkeitsbild manifestiert, das Kooperationsstrategien in Ausstiegsgesellschaften so zu konditionieren versucht, dass sie daran teilnehmen/mitwirken es zu vertreten und darüber hinaus sich Anwender unhinterfragter Kooperationsstrategien bereitwillig für den eigenen Verlust und die Bereicherung der notorischen Aussteiger aufstellen.


Neoliberalismus funktioniert nach diesem Prinzip: Er beutet Kooperationsverhalten unter anderem über sich an Ausbeuterökologien andockende konstruktive Ideologien wie zum Beispiel Soft-Value-Kulturen aus, die dafür sorgen, dass direkte Kritik an Ausstieg selbst als unangemessenes Ausstiegsverhalten fehlinterpretiert und ausgeschaltet wird. Und er beutet Sozialgemeinschaften und den Planeten über Abhängigkeitsnotwendigkeiten der beteiligten Individuen aus, die „nur ihren Job“ machen müssen, um ihre Familien zu versorgen.


Ebenfalls zu Ausstiegsverhalten dazu gezählt werden sollten daher wirtschaftliche Manöver, wo auf Kosten von Sozialgemeinschaften, armer Menschen und Länder und des Planeten unnötig menschliche Ressourcen, Energien und Bodenschätze durch schlampige Arbeit, schlechte Produkte und Dienstleistungen verbraucht werden, um die schnelle Mark zu machen.


Klima- und Biodiversitätskrise geben uns deutliche Hinweise auf direkte und indirekte Ausstiegsstrategien und warum die Menschheit auf produktive, konsequente und resistente Kooperation umstellen muss.


 


Einfacher begonnen:


Es lässt sich beispielsweise bei Manchen beobachten, dass sie zunächst wiederholt Kooperation anbieten, bis sie ein gewisses Kontingent an Aufmerksamkeit und Vertrauen geschaffen haben, ab dem sie umstellen und anfangen auszusteigen.


Bad Boys funktionieren parasitär: Sie "ernähren" sich von der Lebensenergie, vom Verhalten, von der Aufmerksamkeit ihrer Opfer.


Strategien wie Donald Trump sie anwendet, setzen darauf, dass ihre Konfliktpartner zu schwach sind, um sich gegen sie mit gleichen Mitteln zu wehren. Sie setzen auf deren Ehrenhaftigkeit, auf deren Gründlichkeit, auf deren Moral und darauf, dass sie sich weigern, sich auf dieses Niveau herabzulassen.


Ökologien, in denen Bad-Boy-artige Strategien die Kooperationssysteme dominieren und melken, setzen auf Unterstützung durch Good-Boy-artige Kooperationsstrategien, welche daran mitarbeiten, dass sich keine kraftvoll-wehrhaften Kooperationsstrategien gegen notorische Aussteiger behaupten können.


Unter dem Deckmantel von Kooperation werden Kooperationsstrategien dafür missbraucht, Ausstiegsstrategien und wirtschaftliche Turfs der Ausstiegsstrategien zu schützen.


Um besser zu begreifen, wie Ausstieg bewertet werden sollte, müssen wir über die kommenden Metakrisen nachdenken:


Kooperationsstrategien sind, wie Axelrod gezeigt hat und wir noch einmal verstärkt für langfristige komplexe Ökologien demonstrieren werden, überlebensfähiger als Ausstiegsstrategien. Ausstiegsstrategien kosten Lebensenergie. Sie kosten die Energie der Menschen, die versuchen mit ihnen zu kooperieren, aber auch ihre eigene. Menschen, Organisationen und Gesellschaften, welche mit Ausstiegsstrategien kooperieren, können die fatale Wirkung der Ausstiegsstrategien auf die Ökologien multiplizieren.


Wie Sie schon anhand der unten verlinkten Turniere erkennen können, „gewinnt“ Bad Boy zwar jede Einzelinteraktion, macht aber insgesamt nicht den Gewinn, den er sich wünscht. Bad Boy-Strategien landen immer hinten im Feld. Sie sind Loser. Bad Boys, die wirklich profitieren wollen, lernen Kooperation.


 


Wir haben noch keine Gesellschaften, welche dazu in der Lage wären, Kooperation grundsätzlich so zu stärken, dass es zu keinen Ausstiegsverhaltensweisen mehr kommt, die unser Überleben bedrohen, im Gegenteil:


Unsere Wirtschaft und die damit verbundenen alltäglichen Opportunismen zeigen deutlich, dass hier Aufklärungsbedarf herrscht, denn Bad Boys bekämpft man nicht mit Good Boys (allein), sondern mit Strategien, welche Bad Boys gegenüber so aussteigen können, dass diese immer weniger Chancen haben, Good Boys zu melken. So kann sich beispielsweise Gemeinwohlökonomie allein nicht durchsetzen. Sie benötigt bewaffnete Rückendeckung, denn wenn ihre Arbeit erfolgreich ist, werden Bad Boys sich das ansehen, die Erfolgselemente kopieren und daraus ein attraktives Geschäftsmodell machen, welches die Gemeinwohlprojekte aushebelt.


Es wird nicht ausreichen, immer nur zu kooperieren. Wir müssen lernen, unsere Möglichkeit des Aussteigens zielorientiert und produktiv zu spielen, um sich kooperativ entwickelnde und wachsende Ökologien zu fördern. Produktive, konsequente und resistente Kooperation ist auf nachhaltiges, souveränes Denken und Handeln angewiesen, auf konstruktive Netzwerke mit proaktiven Playern.


 


Niemand kann in Ausbeutergesellschaften leben, ohne zumindest im Kleinen mit auszubeuten. Wir untersuchen hier Massenphänomene. Einzelspiele zeigen, wie sich einzelne Strategien zueinander verhalten. Sie liefern uns aber noch keine Aufschlüsse über Turniere und größere Ökologien. Auch Spiele zwischen zwei Strategien müssen wir uns im Gesamtzusammenhang ansehen, sonst kommen wir zu falschen Schlüssen darüber, welche Strategien die meisten Punkte machen.


 


Als Kooperationsstrategien getarnte Ausstiegsstrategien werden vor allem in Masse immer versuchen zu verhindern, dass sich starke Kooperationssysteme stabilisieren.


Souveräne Kooperationsfähigkeit bedeutet mehr als nur "Ja!" zu etwas zu sagen und sich nicht gegen Bad Boys zu wehren.


Wenn wir fähig sind souverän zu kooperieren, können wir auch langfristig Überleben sichern, indem wir mit Menschen, Organisationen, Nationen kooperieren, welche selbst kooperativ arbeiten, und Aussteigern Kooperation verwehren oder zumindest Strategien mitlaufen lassen, die das können und mehr: die Bad Boys bekämpfen und isolieren. Dazu gehört, Bad Boys unmissverständlich klarzumachen, dass sich Ausstiegsverhalten nicht lohnt.


Ambivalentes Verhalten kann dazu führen, dass die Ausstiegswahrscheinlichkeit in Interaktionssystemen steigt. Ambivalenzinduktion kann Negativ-Feedbackschleifen generieren, die verhindern, dass das Interaktionssystem seine kooperativen Leistungspotenziale erreicht.
Um Interaktionssysteme dazu anzuregen, ihre Kooperationspotenziale zu realisieren, werden klare Ansagen darüber benötigt, unter welchen Bedingungen kooperiert wird und unter welchen nicht.


 


Der praktische, wirtschaftliche und politische Nutzen liegt auf der Hand:


Ausstiegsstrategien, wie sie von Russland zum Beispiel derzeit praktiziert werden, schneiden, wie Sie in den Strategie-Turnieren und der Auswertung sehen, schlecht ab. Bad Boys sind dumm.


Mit Bad Boy kann man nicht kooperieren. Bad Boy wird jedes Kooperationsangebot ausnutzen, um seine 6 Punkte einzukassieren.


Wir können nicht davon ausgehen, dass Bad Boy dazulernt, sich ändern möchte und wird. Der Bad Boy der gesellschaftlichen Realität hält sich in der Regel für äußerst smart und glaubt, Tricks, oder besser gesagt einen Trick, gefunden zu haben, den kein anderer durchschaut. Wir können nicht einmal davon ausgehen, dass Bad Boy sich ändern kann. Das zu tun, wäre nicht nur strategisch, sondern auch aus Erfahrungswissen unklug.


Wir sollten davon ausgehen, dass Bad Boys immer versuchen, sich für deren Instrumentalisierung Good-Boy-Umfelder aufzubauen, die unser Anliegen, langfristig stabile Kooperationssysteme zu schaffen, mit angeblich guten Gründen unterminieren. Dafür nutzen sie andere egoistische Ausstiegsstrategien, wie das beispielsweise Frau Wagenknecht tut, um Good Boys für ihr Anliegen einzufangen.


Auch die AfD ist ein gutes Beispiel: Schon das Parteiprogramm beinhaltet Ausstiegspunkte, und in ihrer Rhetorik beutet diese Partei nicht nur das Kooperationsverhalten ihrer eigenen Anhänger aus, sondern auch die Enttäuschung und Frustration anderer Wähler. Dabei setzen sie ähnlich wie Trump darauf, dass sich Good Boys nicht gegen sie wehren, sondern versuchen mit ihnen „vernünftig“ zu reden, und, mehr noch, die Abgrenzungsverhaltensweisen ihrer Gegner strategisch so unklug sind, dass sie eben nicht aus dem Streit aussteigen, sondern ihn – und damit die AfD – immer wieder füttern.


 


Interessant sind auch Fragen danach, ob und inwieweit die eigene Kooperationshaltung Auswirkungen auf das Verhalten der umgebenden Systeme hat. Haben beispielsweise die Anhänger des „Law of Attraction“ zumindest in dem Punkt recht, dass kooperatives Denken, Sprechen und Handeln kooperative Reaktionen hervorruft und entsprechend umgekehrt „negatives“, beziehungsweise unkooperatives, also Ausstiegs-Denken, -Sprechen und -Handeln, eher Ausstieg mit sich bringt?


Nein. Aber wenn man es differenzierter betrachtet und nicht folgert, dass Good Boy immer gewinnen muss, kann ein strategisch valider Ansatz daraus werden.


Wer grundsätzlich kooperationsbereit vorgeht, gleichzeitig aber wehrhaft Ausstiegs-Strategien gegenüber bleibt, wird beobachten, dass sich Kooperationsverhalten im Umfeld mehrt. Umgekehrt mehrt sich Ausstiegsverhalten im eigenen Umfeld mit zunehmendem eigenem Aussteigen. Das ist kein mystisches Phänomen, sondern eine Folge der wechselwirkenden Interaktionen komplexer Strategien, die jede für sich versuchen, sich nach besten Möglichkeiten und erwartetem für sie besten Ergebnis ihrem Umfeld anzupassen.


Wer grundsätzlich Good Boy als beste Strategie vorgibt und glaubt, dass sich darüber qua per göttlichem oder universellem Dekret von allein Kooperationssysteme bilden, wird an gesellschaftlicher Realität scheitern: Denn es sind wehrhafte Kooperationsstrategien, welche historisch, gegenwärtig und zukünftig Good Boy's Überleben in Austeigergesellschaften ermöglichen und sichern.


Pazifismus kann vielleicht zum Seelenheil beitragen, hat sich historisch aber nie allein als funktionaler Ansatz zur Überlebenssicherung erwiesen. Ganz ähnlich ist auch blinde Kooperation allein nicht dazu in der Lage, die Konfliktlinien, Interaktionsbrechungen und Konfliktstrukturen zu schaffen, die soziales Prosperieren ermöglichen.


 


Fassen wir für den Überblick wesentliche Erkenntnisse aus unseren Strategie-Auswertungen zusammen:


1.
Wir analysieren Kooperationsstrategien soziologisch als Massenphänomene.


2.
Bad Boy und Bad-Boy-artige Strategien leiden unter erheblichen Defiziten:
Bad Boy gewinnt zwar jede Einzelinteraktion, macht aber insgesamt nicht den Gewinn, den er sich wünscht.
Bad Boy lebt von Kooperation. In Ausstiegsgesellschaften kann Bad Boy nicht überleben. Daher sorgen Bad Boys immer dafür, möglichst viele Good Boys in ihrem Umfeld zu haben, von deren Verhalten sie abkassieren können.
Was Bad Boy über Sie und Ihr Verhalten denkt, ist irrelevant. Solchen Strategien können Sie nichts erklären. Alles, was Sie als nächstes Kooperationsangebot liefern, wird nur für weiteren Ausstieg ausgebeutet. Man kann sie nicht coachen, nicht therapieren, nicht eingliedern. Man kann mit ihnen vielleicht als Therapeut Geld verdienen. Einen möglichen Therapieerfolg aber hier und heute einzukalkulieren und daher Bad Boy gegenüber Kooperationsangebote zu machen heißt nur, Bad Boy weitere Möglichkeiten auszusteigen zu liefern.
Sie können Bad Boy nicht von anderem Verhalten überzeugen. Das einzige, was Bad Boy kann, ist zu lernen, dass seine Strategie nicht zu den Zielen und Gewinnen führen wird, die er oder sie erwartet.


3.
Eine Strategie, die eher bereit ist auszusteigen, und sich in dieser Hinsicht der Ambivalenz ihres Milieus/Umfelds anpasst, das heißt mit höherer Wahrscheinlichkeit des Ausstiegs ihrer Interaktionspartner selbst auch mit höherer Wahrscheinlichkeit aussteigt, wird in ihrem Umfeld/Milieu mit wachsender Menge der Interaktionen eine höhere Tendenz zum Ausstieg beobachten. („Adapt“)
Eine Strategie, die eher bereit ist zu kooperieren und erst ab einer gewissen Grenze, Höhe der Ausstiegswahrscheinlichkeit in ihrem Umfeld/Milieu, bereit ist auszusteigen, wird in ihrem Umfeld/Milieu mit wachsender Menge der Interaktionen eine höhere Tendenz zu Kooperation beobachten. („Adapt Stat“)


4.
Ausstieg bestrafende Strategien, die auf Ausstieg teilweise oder komplett aussteigen, müssen nicht befürchten, nicht genügend Punkte zu machen, weil sie auch auf Strategien, die Ausstieg zufalls- oder profitgeleitet ausprobieren, grundsätzlich aber kooperieren, so reagieren.
Ihr konsequentes Kooperationsverhalten allen stabilen Kooperationspartnern gegenüber macht sie auch in Turnieren zu starken Partnern. Langfristig, wie wir in Ökologien sehen werden, sind sie die Strategien, welche Kooperationsökologien sichern. („Tit for Tat Härte 5“, „Tit for Tat Härte 10“, „Totally Tit for Tat“)


5.
Es macht langfristig und im Großen und Ganzen keinen Unterschied, ob das nächste Einzelverhalten der Partner oder Gegner bekannt ist. Die Resultate sind vergleichbar. Folglich gibt es keine Benachteiligung, reagiert man blind oder sehenden Auges: Die Gesamtresultate der Kooperationsstrategien bleiben hiervon weitestgehend unberührt.


6.
Da die Fähigkeit zu Kooperation stark davon abhängt, Andersartige(s) zu respektieren und mit Konflikten soweit entspannt, aktiv-mutig konstruktiv umzugehen, spielt Pogofähigkeit eine große Rolle.
„Pogofähigkeit“ heißt, sich in den Tanz mit Anderen begeben zu können und damit umzugehen, dass es auch mal blaue Flecken gibt. Pogofähigkeit beinhaltet außerdem, Strauchelnde aufzufangen und Schwächere zu beschützen.
Je weniger pogofähig Mensch und Systeme, desto wahrscheinlicher steigen sie aus, desto wahrscheinlicher interpretieren sie Kooperationsverhalten Dritter als Ausstiegsverhalten und desto wahrscheinlicher stützen sie Bad Boys.
Pogofähigkeit verstehen wir als kooperationsstarke Antithese zu Good-Boy-Ideologien wie Soft-Value-Kulturen mit Tone-Policing, deren Kooperationsvorteile immer von Bad Boys instrumentalisiert und ausgebeutet werden.


 


Im Folgenden finden Sie die Links zu den Strategiebeschreibungen, Turnieren und der Gesamtauswertung:


Beginnen Sie mit den Strategiebeschreibungen!
Danach sehen Sie sich am besten ein oder zwei Turniere an, dann die Gesamtauswertung.
Bei Interesse können Sie dann Ihr Wissen vertiefen, indem Sie den Verlauf aller Turniere studieren.


 


Alle Dateien:


https://downloads.gitta-peyn.de/


Einzelübersicht der eingesetzten Strategien:


https://downloads.gitta-peyn.de/coop/coopStrategien.pdf


Gesamtauswertung Turniere:


https://downloads.gitta-peyn.de/coop/TournResults1-10.pdf


 


Autoren:


Gitta Peyn, 1965, und Ralf Peyn, 1967. Formwelt-Entwickler, Kybernetik- und Systemforscher.