Herbsttagung der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie

Vertrauen zu erleben und Vertrauen zu können, zählt zu den Grundbedingungen seelischer Gesundheit. Sei es Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten, in Beziehungen, in das Sein oder in eine transzendente Ebene - ohne Vertrauen ist ein gelingendes Leben kaum denkbar. Als Urvertrauen, Selbstvertrauen oder Gottvertrauen beschäftigt dieses Phänomen die unterschiedlichsten Disziplinen von der Psychologie bis zur Theologie.

Doch was geschieht, wenn diese Grundbedingung des Seins enttäuscht, verraten oder zerstört wird, oder wenn in traumatisierenden Erfahrungen gar das Vertrauen in die Welt verloren geht. Dann stehen wir in therapeutischen Beziehungen wie in gesellschaftlichen Zusammenhängen der tiefen Verunsicherung und Angst gegenüber, die die Stelle des Vertrauenkönnens eingenommen haben. Häufig sind wir mit der Frage konfrontiert, ob und wie diese Lebensgrundlage wiedererlangt werden kann. Zum Zeitpunkt der Themenwahl Ende 2019 konnte niemand ahnen, dass sich nur wenige Monate später durch eine Pandemie die Frage des Vertrauens derart dringlich stellen würde: als Vertrauen in die eigene Gesundheit und die der Nächsten, in die staatlichen Institutionen und in die Solidarität der Mitmenschen und unsere Gesellschaften. Wie lässt sich Vertrauen schaffen? Was kann getan werden, wenn es in die Krise gerät? Und wie lassen sich dann Mut und Trost schöpfen aus dem Erleben einer Verbundenheit? Diesen Fragestellungen wollen wir uns im bewährten interdisziplinären Ansatz der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie mit einem breiten Spektrum von Referaten und Seminaren annähern. Die Beiträge behandeln die unterschiedlichsten tiefenpsychologischen, spirituellen, ökologischen, soziologischen und philosophischen Perspektiven. Sie zeigen theoretische Ansätze auf und beschäftigen sich mit praktischem Handeln. So bietet die Tagung allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vielfältige Möglichkeiten, sich mit dem Thema persönlich, beruflich und in gesellschaftlichem Engagement auseinanderzusetzen. Dies gilt umso mehr, da die Umstände eine Präsenztagung in der von uns allen gewohnten und geschätzten Form in diesem Jahr nicht zulassen. Dennoch wollen wir uns davon nicht lähmen lassen und glauben, dass gerade jetzt ein Forum für einen lebendigen Austausch, Anregungen und Begegnungen von besonderer Bedeutung sind. Daher werden wir die Tagung in abgewandelter Form online durchführen und hoffen auf Ihr Interesse, Ihre Neugier und Unterstützung in außergewöhnlichen Zeiten.