Diagnoseinstrumente für psychische Leiden bei Älteren unzureichend
Psychische Erkrankungen kommen bei älteren Menschen wesentlich häufiger vor als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer breit angelegten internationalen Studie, die die  Alpen-Adria-Universität Klagenfurt veröffentlicht hat. Danach zeigte rund ein Drittel der Befragten zwischen 65 und 85 Jahren im Rückblick auf ihr letztes Lebensjahr Anzeichen einer psychischen Erkrankung. Am häufigsten litten ältere Menschen unter Angst und Depressionen.

Anlass für die Studie bot die Vermutung, dass für die Diagnose von älteren Patienten zu komplizierte Fragenkataloge eingesetzt würden. Die Vereinfachung der herkömmlichen Diagnoseinstrumente und ihre Anpassung an die abnehmende Konzentrationsfähigkeit der Patientengruppe förderte ein deutlich problematischeres Bild zutage: Für die psychotherapeutische Versorgung älterer Menschen gibt es schon heute zu wenige spezialisierte Angebote. Bei mutmaßlich wesentlich größerem Bedarf wird die bestehende Versorgungslücke noch größer werden.

Ergänzend zum Thema war kürzlich im renommierten British Journal of Psychiatry zu lesen, dass Einsamkeit zu den relevanten Einflussfaktoren auf die Sterblichkeit alter Menschen zu zählen sei, dass jedoch vor allem die Wechselwirkung von Einsamkeit und Depression in der Gruppe der über 65-Jährigen bisher nur unzureichend erforscht sei. Für Diagnostik und Therapie bleibt der demografische Wandel eine Herausforderung.

Carl-Auer-Literaturhinweise:
Thomas Friedrich-Hett, Noah Artner, Rosita A. Ernst (Hrsg.): „Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen – Konzepte und Praxis für Beratung und Psychotherapie
Weiterführende Informationen von Ortwin Meiss: 
Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout"