James March im Alter von 90 Jahren verstorben

Am vergangenen Wochenende verstarb James March im Alter von 90 Jahren. Mit ihm ist ein Denker und Forscher von uns gegangen, der ohne Zweifel einer der Riesen war, auf dessen Schultern heutige Organisationsforscher und Managementdenker stehen. „Wie kaum ein Zweiter hat er die Theorie des Entscheidens geprägt und dadurch nicht nur die heutige Organisationstheorie maßgeblich beeinflusst, sondern auch beständig kreative Anstöße für Management- und Beratungsansätze geliefert“, so Torsten Groth über James March im Vorwort zu dessen Buch „Zwei Seiten der Erfahrung“.


James March war als breit aufgestellter Gelehrter zugleich Ökonom, Politologe und Soziologe sowie – was weniger bekannt ist – ein Dichter. In den sechs Jahrzehnten seines Wirkens blieb er ein strenger Empiriker und genauester Beobachter alltäglicher Entscheidungsprozesse. March war in der Lage, aus seinen Beobachtungen komplexer Entscheidungslagen verständliche Konzepte (wie z. B. das Garbage-Can-Modell) abzuleiten, ohne sie in zu simple und letztlich nutzlose Rezepte und Ideen des rationalen Entscheidens zu pressen. Die Frage, wie in Unsicherheit und Risiko vorübergehend Sicherheit und Entscheidungsfindung möglich werden, ohne der Illusion zu verfallen, man sei an einem ewig sicheren Ende angekommen, wird stets aufrecht erhalten. „Das tagtäglich erfahrbare Chaos in Organisationen mitsamt den Storys und Klatschgeschichten über Entscheidungsprozesse wird in die Forschung integriert und in seiner Funktionalität aufgewertet“, schreibt Torsten Groth über die durchaus auch provokanten Folgen des Ansatzes von James March und seiner Kollegen. Die Idee einer Wahlrationalität wird heftig durchgeschüttelt, und ihre zu schlichten Bewunderer gleich mit.


James March wird dem Feld der Organisations- und Managementtheorie genauso sehr fehlen wie all jenen, die erfahren haben, welch gute Auswirkungen seine Ideen und Forschungen für die tägliche Praxis von Führen und Entscheiden haben. James Marchs Mut zum Querdenken, seine enorme Erfahrung im Feld der Organisationstheorie, und nicht zuletzt sein Sinn für Humor bleiben glücklicherweise über seine Publikationen zugänglich. Ein Ersatz für ihn und für das, was er noch zu geben gehabt hätte, werden sie nie sein können. Wir trauern um einen ganz Großen.