Luhmann über Medien, Pörksen über Trump
Von Niklas Luhmann wissen wir: „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien [...] Andererseits wissen wir so viel über die Massenmedien, daß wir diesen Quellen nicht trauen können“. In welchem Umfang  Massenmedien die Wirklichkeit, die sie skandalträchtig darbieten, immer als solche auch selbst konstruieren, um sich am Ende in allem und über alles geirrt zu haben, führt der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen überdeutlich vor Augen.

Wo Luhmann das Selbstmissverständnis der Massenmedien im Selbstmissverständnis der Beobachter und umgekehrt verortete, spricht Bernhard Pörsken interessanterweise in einem aktuellen Beitrag der Südwestpresse von den Medien, als den unterschiedlichen Selbstbestätigungsmilieus, derer sich Trump in mehr oder weniger unverhohlener Komplizenschaft während des Wahlkampfs bedient habe. „Trump hat das in seinem Sinne orchestriert. Er hat sich direkt an seine 13 Millionen Twitter-Follower gewandt und Berichte, die ihm missfielen, als erlogen, falsch oder irreführend bezeichnet.“ War also Trump ein souveräner Dompteur, der als einziger außerhalb sämtlicher  Verblendungszusammenhänge konsequent er selbst blieb?  Auf welcher Ebene der Beobachtung des Beobachteten bewegen wir uns hier noch?

Last but noch least,  was genau meint Pörsken, wenn er unter dem Eindruck der jüngsten Ereignisse sagt, er wünsche sich eine Phase der Selbstreflexion, um Verblendungszusammenhänge zu überwinden. „Wie schafft man es, ernsthaften, ruhigeren, gemäßigteren Stimmen in dieser Phase der erlebten Polarisierung Gehör zu verschaffen. Das ist eine Grundfrage und die entscheidende Bildungsherausforderung unserer Zeit.“ Lesen Sie hier ganzen Artikel! 

Carl-Auer-Literaturtipps: 
Niklas Luhmann: „Einführung in die Theorie der Gesellschaft“
Niklas Luhmann: „Einführung in die Systemtheorie“
George Lakoff, Elisabeth Wehling: „Auf leisen Sohlen ins Gehirn – Politische Sprache und ihre heimliche Macht“
Bernhard Pörksen, Friedemann Schulz von Thun: „Kommunikation als Lebenskunst – Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens“