Neu in changeX: Gespräch mit Fritz B. Simon über „Formen“
„Wenn Beobachter andere Beobachter beim Beobachten beobachten“ – so der Untertitel eines überaus anregenden Gesprächs, das der Chefredakteur und Geschäftsführer von changeX, Winfried Kretschmer mit Fritz B. Simon geführt hat. Es ging um Simons neues Buch „Formen“, das Kretschmer als ein „Werk von exorbitanter formaler Strenge“ vorstellt. 

Das Interview ist anspruchsvoll, die Tonlage bisweilen durchaus unakademisch. Eine zentrale Einsicht lautet „Komplexität heißt, die Welt ist nicht in ihrer Ganzheit erfassbar." Aber Simons Freude an Paradoxien scheint immer wieder durch, so zum Beispiel bei Sätzen wie diesen:  „Auch die Alpen sind nichts Besonderes, wenn man sich die Berge wegdenkt.“ So ist ein überaus lesenswerter Gedankenaustausch entstanden.

changeX: Herr Simon, um einen ganz großen Bogen zu spannen: Wenn man den ersten Satz Ihres Buches mit einem anderen ersten Satz kontrastiert - nämlich dem aus Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus -, kondensiert in diesen beiden Sätzen gewissermaßen eine (wenn nicht die) grundlegende Einsicht der letzten 100 Jahre? 1918: "Die Welt ist alles, was der Fall ist." 2018: "Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter zu einem Beobachter ... gesagt." 

F.B. Simon: Es sind keine 100 Jahre, denn der zweite Satz ist circa 50 Jahre alt und wurde von dem chilenischen Biologen und Hirnforscher Humberto Maturana formuliert. Aber Sie haben schon recht, er ist jetzt aktueller denn je. Denn die Frage, was der Fall ist, scheint heute - in Zeiten von Fake News und vermeintlicher Lügenpresse - schwerer zu beantworten. Allerdings haben auch vor 100 Jahren schon unterschiedliche Beobachter unterschiedliche Beschreibungen dessen geliefert, was der Fall ist. ...
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Carl-Auer Literaturtipp: 
Fritz B. Simon: „Formen – Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen“