Die Mathematik der kulturellen Verarmung

Aus x mach 2. Das ist der effektivste Weg, um sich zur Nummer 1 zu erklären. Ein differenzierter, wertschätzender und vielstimmiger Blick auf die Welt wird durch eine überwunden geglaubte reduktionistische Ordnung ersetzt – durchaus auch gewaltsam.
Die Non-binären sind schnell per Dekret oder Verfassungsänderung beseitigt. Siehe USA und vorgestern Ungarn. Der Logik der Macht folgend, wären Frauen als nächste dran. Sie zu „beseitigen“, hat das Patriarchat noch nicht zustande gebracht. Zumindest nicht im direkten Angriff; für ihre Herabsetzung aber gibt es tausendfach eingeübte Muster.
Zwei wunderbare Texte können aus dem für manche sicher lähmenden Erstaunen angesichts der Entwicklungen und Entscheidungen herausführen, und sie können neue Praxis gut unterstützen:
– Der Essay Nonbinär ist die Rettung von Michael Ebmeyer liefert ein starkes Plädoyer für subversives Denken, in dem der Autor das binäre Schema als Ordnungsprinzip dekonstruiert und grundlegend hinterfragt.
– Die Graphic Novel Gender ist ziemlich strange von Teddy G. Goetz, wieder großartig illustriert von Sophie Standing bietet mit klaren Worten und starken Bildern nahezu alles, was es zum Thema Geschlechtsidentität zu wissen gilt.
Angesichts der akuten Bedrohung unserer Lebensgrundlagen mit Konzepten von vorgestern wird überdeutlich: Wir hängen im binären Schema fest und verstärken es sogar. Wir müssten uns aber dringend bewegen. Heute.
Jacob Hochrein & Matthias Ohler