Mit PEP und Kreativität  Potenziale erschließen

Josephin Lorenz hat das erste Buch für Menschen aus dem Autismus-Spektrum über PEP mit kunsttherapeutischen Interventionen geschrieben. In „Anders ist eine Variation von richtig“ rät sie zu Leichtigkeit in der Begleitung von Menschen mit autistischen Beeinträchtigungen und führt mit PEP eine neue, hoch wirksame Methode in der Unterstützung bei Autismus oder Asperger-Syndrom ein. Durch den Ansatz „Stärken würdigen, ohne Probleme zu ignorieren“ wird der verbreiteten Defizitorientierung im Zusammenhang mit Autismus so eine klare Haltung entgegengesetzt: Für die therapeutische Begleitung von Autisten und Menschen mit Asperger-Syndrom stellt die Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie, kurz PEP, sehr nützliche Techniken und Interventionsstrategien bereit. Sie unterstützen Betroffene dabei, mit Stress, heftigen Gefühlen oder belastenden Erlebnissen umzugehen und hinderliche Beziehungsmuster, Glaubenssätze und Überzeugungen zu überwinden. Kunsttherapeutische Interventionen helfen darüber hinaus, die eigene Kreativität zu entdecken, Stärken und Ressourcen zu erkennen und diese wertzuschätzen.


Interview mit Josephin Lorenz


Worum geht’s? Was macht das Thema und damit das Buch so interessant?


Menschen aus dem Autismus-Spektrum verarbeiten mit ihrer besonderen Wahrnehmung die Eindrücke aus ihrer Umwelt sehr individuell. Ihre Reaktionen auf die eigenen Wahrnehmungen werden oft missverstanden. So beginnt häufig ein Teufelskreis von gegenseitiger Ablehnung. In diesem Buch berichte ich von meinen Erfahrungen mit dieser anderen Wahrnehmung der Welt und zeige neue Herangehensweisen aus der Praxis bei der Unterstützung dieser Menschen.


Immer wieder staune ich, wie hilfreich es für meine Klienten ist, wenn sie achtsam für ihre spezifischen Bedürfnisse werden. Potentiale wieder in den Vordergrund zu rücken, fällt Autisten oft schwer. Zu oft haben sie gehört, was sie alles lernen und woran sie „arbeiten“ müssen. „Arbeiten“ und „müssen“ – das klingt nicht nach Leichtigkeit, Zuversicht und Humor! Doch gerade diese drei Zutaten öffnen Wege, um Neues zu entdecken. Denn jeder Mensch hat ein noch unausgeschöpftes Potential in sich.


Wen sprechen Sie an mit Ihrem Buch und wieso sollten diejenigen es lesen?


Ich möchte diejenigen erreichen, die mit Menschen aus dem Autismus-Spektrum zu tun haben und die neugierig auf versteckte Potentiale sind. Auch möchte ich denjenigen Mut machen, die sich mit dieser Klientel nicht auskennen und bislang einen Kontakt eher gescheut haben. Insbesondere richtet sich das Buch an Kinder- und Jugendlichentherapeuten, Psychotherapeuten, Fachkräfte aus dem pädagogischen Bereich (Sozial- und Diplom-PädagogInnen oder ErzieherInnen) und an Autismus Interessierte.


Fachkräften hilft es dabei, mehr Verständnis und Toleranz gegenüber Menschen zu haben, die anders sind. Das Buch hilft zu erkennen, dass Leichtigkeit und Humor ein wichtiger Bestandteil von Motivation für Veränderung sind und sorgt für eine Reflektion der eigenen Wahrnehmung. Viele Beispiele aus der Praxis verdeutlichen die Vorgehensweise in der Arbeit, das Buch enthält viele schnelle, leicht umsetzbare und kreative Lösungen und es sorgt für eine Form von Leichtigkeit in der Begleitung von Menschen mit anhaltenden Schwierigkeiten.


Welche Methoden stellen Sie in Ihrem Buch vor?


Menschen aus dem Autismus Spektrum verarbeiten die Eindrücke aus ihrer Umwelt mit ihrer besonderen Wahrnehmung sehr individuell und reagieren daher oft nicht so wie andere das erwarten. Ihre speziellen Reaktionen werden von der Allgemeinheit als eigenartig angesehenen und oft missverstanden. Ein Teufelskreis von gegenseitiger Ablehnung beginnt. Mir war und ist es wichtig, hilfreiche Wege aus diesem Teufelskreis zu finden.


Als Kunsttherapeutin begleite ich seit vielen Jahren Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die mit einer autistischen Wahrnehmung zurechtkommen müssen. Um Menschen aus dem Autismus-Spektrum lösungsorientiert und mit Leichtigkeit therapeutisch zu begleiten, sind PEP® (Prozess-und Embodimentfokussierte Psychologie) und kunsttherapeutische Interventionen sehr gut geeignet.


Wie ist der Stand der Forschung bei Autismus?


Es besteht bis heute keine medizinische Möglichkeit, Autismus-Spektrum-Störungen zu heilen. Wissenschaftlich bisher etablierte effektive Therapieverfahren basieren alle auf verhaltenstherapeutischen und übenden Ansätzen verbunden mit Psychoedukation von Eltern, Erziehern, Lehrern und Betroffenen. Die Unterstützung mit PEP und hilfreichen Visualisierungen bei Autismus ist bislang noch nicht erforscht worden. Neue wissenschaftliche Studien geben erste Hinweise, dass Krankheitsbilder mit hohem Arousal und somatischen Symptomen auf die Techniken ansprechen. Erste Forschungen erfolgen momentan in der Neuroradiologie der Medizinischen Hochschule Hannover.


Welche drei wichtigen Erkenntnisse können die Leser Ihres Buches gewinnen?


Sie werden Menschen gegenüber, die anders sind, toleranter sein können. Sie werden erkennen, dass Leichtigkeit und Humor ein wichtiger Bestandteil von Motivation für Veränderung sind und sie werden sicher ihre eigene Wahrnehmung reflektieren.