Was ist eigentlich Internetsucht?
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat das Thema Internet- und Mediensucht zum Schwerpunkt ihres jüngsten Drogenberichts gemacht. Die Fakten konnte man heute den Tageszeitungen entnehmen: Danach sind etwa 560.000 Menschen in Deutschland ‚onlinesüchtig‘. Etwa genauso viele gelten als suchtgefährdet.

So zeigten laut Drogenbericht in der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen etwa 250 000 oder 2,4 Prozent Anzeichen einer Abhängigkeit, unter den 14- bis 16-Jährigen seien es sogar vier Prozent. Mädchen und Frauen werden eher in sozialen Netzwerken, Jungen in der Welt der Computerspiele zu Medien-Junkies.

Nicht selten verhindert die schiere Faktizität solcher Zahlen, kritischen Fragen an die Evaluationsmethoden einmal nachzugehen. Wie scharf definiert sind die Problemfelder allgemeine Internet-, Onlinespiel-, Social-Network-, Onlinesex-, Onlinekauf- sowie Onlineglücksspielsucht denn eigentlich?

Die grassierende Internet- und Mediensucht hat gestern denn auch den Deutschen Bundestag beschäftigt. Zur Debatte stand ein interessanter Arbeitsbericht mit dem Titel „Neue elektronische Medien und Suchtverhalten", den das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim deutschen Bundestag, TAB, erstellt hat.

Die Frage, was Mediensucht sei, werde sowohl im wissenschaftlichen als auch im gesellschaftlichen Diskurs bislang nicht eindeutig beantwortet, schreibt das TAB. Konsequent fordert der Bericht mehr und intensiveren Forschungseinsatz. Die bisherigen Studien seien zu wenig auf eine langfristige Analyse der Wandlungsprozesse ausgerichtet. Insbesondere fehlten bei Mediensucht abgestimmte Bewertungs- und Diagnoseinstrumente sowie Evaluationsstudien zu Therapien und Interventionsansätzen. Gesamtgesellschaftlich verlangt die Studie eine deutliche Verbesserung der psycho-sozialen Versorgungsstruktur.

Carl-Auer Literaturtipps:
Detlev Scholz: 
„#Familie – Entspannter Umgang mit digitalen Medien"
Detlev Scholz: „Systemische Interventionen bei Internetabhängigkeit“