Die Liebe in der nächsten Gesellschaft

Die nächste Gesellschaft ist eine These von Dirk Baecker,* die er im Anschluss an den Managementtheoretiker Peter Drucker formuliert hat. Demnach befinden wir uns derzeit in einer Übergangszeit von der modernen zur nächsten Gesellschaft. Die moderne Gesellschaft ist eine sachlich geordnete Bibliotheksgesellschaft, die nächste Gesellschaft ist eine verlinkte Netzwerkgesellschaft. Die moderne Gesellschaft ist geprägt vom Wissen der Bücher. Die nächste Gesellschaft ist strukturiert von den Informationen der Computer, die unser Leben beschleunigen, die alles zum Projekt werden lassen.


Projekte sind zeitlich befristete soziale Arrangements, die anfangen und aufhören. Ist ein Projekt zu Ende, wird das nächste gestartet. So ist es in geschäftlichen wie in privaten, also auch in Liebesfragen.


Aber könnte es vielleicht sein, dass die Liebe die Computer letztlich so nutzt, dass gerade der Projektcharakter aus dem Höchstpersönlichen des Privaten ausgeschlossen werden soll? Jedenfalls spricht Björn Stephan in „Die Zeit“ (http://www.zeit.de/2016/26/partnerschaft-liebe-beziehung-elitepartner-singleboerse) davon, dass die Computer-Algorithmen der Partnerschaftsbörsen womöglich genau dies vermögen: Sie generieren ein Partner-Matching, mit dem systematisch die Faktoren ausgeschlossen werden sollen, die die Partnerschaft belasten. Die Liebe wird nicht mehr ausgehend von der Verliebtheit gedacht, die bekanntlich nicht von Dauer ist, sondern von dem, was danach kommen muss, wenn die Partnerschaft Bestand haben soll: von der Gleichartigkeit der Faktoren, die die Lebenskonzepte von Menschen bestimmen. Je mehr Passung diesbezüglich konstatiert werden kann, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Partnerschaften von Dauer sind.


*Dirk Baecker (2007): Studien zur nächsten Gesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp.