Systemtheorie und (Neo-)Liberalismus

Tom Levold bewertet meinen Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Familiendynamik (https://www.familiendynamik.de/journal/fd_2016_03) als „überraschend“ und als „nicht unproblematisch“ (siehe hier: http://systemagazin.com/systemische-sozialarbeit-freiheit-und-verantwortung-im-individualismus). Denn ich stelle eine positiv bewertete Verbindung zwischen Systemtheorie und (Neo-)Liberalismus her.


Die Überraschung habe ich erhofft. Da sie vielleicht eine Diskussion anregt und damit eine Intention des Beitrags realisiert. Dass mein Text auf viele Leser/innen problematisch wirkt, hatte ich befürchtet. Dennoch folgte ich dem Schreibimpuls. Denn ich empfinde die sich in den letzten Jahren etablierende undifferenzierte Rede vom vermeintlichen "Neoliberalismus", der für alle möglichen Probleme verantwortlich gemacht wird, ohne dass überhaupt mal geklärt wird, was damit gemeint ist, als äußerst problematisch.


Nach einer Auseinandersetzung mit den theoretischen Quellen der Vordenker des Neoliberalismus (insbesondere von Hayek und von Mises) konnte ich tatsächlich zahlreiche Parallelen zur Systemtheorie feststellen, die übrigens Hans-Rudi Fischer bereits in den 90er Jahren in einigen Aufsätzen herausgestellt hat. Interessant sind auch verwandtschaftliche Verbindungen, die H.-R. Fischer konstatiert, etwa die Vetternschaft von Heinz von Foerster und Friedrich August von Hayek - beide hatten zudem den Onkel Ludwig (Wittgenstein) (vgl. Fischer 1993, Die unsichtbare Hand in Organisationen, in: Peter W. Gester u.a. (Hrsg.): Managerie, 2. Jahrbuch: Systemisches Denken und Handeln im Management. Heidelberg, S. 6-48).


Die österreichische Schule der Kybernetik und Kommunikationstheorie (von Foerster und Watzlawick) haben einiges gemeinsam mit der österreichischen Schule der Nationalökonomie, mit von Hayek und von Mises, also mit den Begründern des Neoliberalismus. Das ist zumindest meine Erkenntnis nach einem entsprechenden Literaturstudium. Was die Politik dann aus dem Neoliberalismus gemacht hat, kann sogar neoliberal kritisiert werden, etwa als "Crony Capitalism", als äußerst problematische Verflechtung von Macht (Politik) und Geld (Wirtschaft). Der Neoliberalismus der österreichischen Schule hat jedoch ein zentrales Postulat: die strikte Trennung von Staat und Wirtschaft (siehe dazu Frank Schäffler: Das Ende des Neo-Liberalismus?, http://prometheusinstitut.de/das-ende-des-neo-liberalismus).