Geschlechtsspezifische Therapie bei Depression

Die Diskussion um eine geschlechtsspezifische Medizin und Therapie ist nicht neu. Beim Herzinfarkt und  bei zahlreichen anderen Störungsbildern zeigen Frauen und Männer unterschiedliche Symptome und reagieren anders auf die Therapien. Das gilt auch für die Depression. Während Frauen sich häufig in depressiven Phasen zurückziehen, reagieren viele Männer aggressiv, trinken Alkohol oder stürzen sich in die Arbeit. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass eine Depression bei Männern lange Zeit unerkannt bleibt und therapeutische Angebote nicht greifen können

Depressionen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Die Suizidgefahr sei bei Männern jedoch weitaus größer, sagt Arno Deister, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) dem Nachrichtenmagazin Spiegel. „Sie wählen gewalttätigere Methoden und sind dadurch erfolgreicher in ihrer Absicht, sich umzubringen.“ Wenngleich es nach Ansicht von Deister nicht die eine „Männerdepression" gibt, so stellen Ärzte doch unterschiedliche Ausprägungen zwischen den Geschlechtern fest.

Die Auslöser für seelische Krisen scheinen bei Männern ebenfalls andere zu sein, als bei Frauen. Dazu zählen mangelnde Kommunikation am Arbeitsplatz, Versagensängste, hoher Leistungsdruck. Ein notwendiger Teil der Therapie bestehe folglich darin, die eigenen Ansprüche zu hinterfragen: „Bin ich wirklich weniger wert, wenn ich weniger leiste?“ Dieser Frage müssen sich die Betroffenen stellen, meint Deister.

Viele Einrichtungen haben sich auf die besonderen Bedürfnisse betroffener Männer bereits eingestellt. So bietet zum Beispiel die Tagesklinik für Männer am Klinikum Wahrendorff ergänzend zur Therapie auch Antiaggressions- und Achtsamkeitstrainings an.

Den besonderen Anforderungen der therapeutischen Arbeit mit Männern (Vätern) haben die Herausgeber Andreas Eickhorst und Ansgar Röhrbein das Buch  „‚Wir freuen uns, dass Sie da sind!‘ – Beratung und Therapie mit Vätern“ gewidmet. Zum Störungsbild Depression findet sich sowohl in der systemischen wie in der hypnotherapeutischen Literatur umfangreiches Material. 

Carl-Auer-Literaturtipps: 
Andreas Eickhorst, Ansgar Röhrbein (Hrsg.):  „‚Wir freuen uns, dass Sie da sind!‘ – Beratung und Therapie mit Vätern“ 
Ortwin Meiss: „Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout“
Gerhard Dieter Ruf: „Depression und Dysthymia“