Neue Autorität kommt in die Schulen

Nach mehreren Vorfällen von Aggression und Gewalt an Österreichs Schulen sind Pädagogen gefragt, wie sie mit Disziplinlosigkeit und destruktivem Verhalten von Kindern und Jugendliche umgehen sollen. Der Ruf nach einem gut umsetzbaren pädagogischen Konzept wird – nicht nur in Österreich - lauter.


Laut einer Studie der österreichischen Zeitschrift „Erziehung und Unterricht“ setzen immer mehr Lehrer und Rektoren auf das Konzept der „Neuen Autorität“, entwickelt von Haim Omer, Professor für klinische Psychologie in Tel Aviv. Er brachte es vor knapp 15 Jahren nach Deutschland. Es gründet auf der Idee des gewaltfreien Widerstands von Mahatma Gandhi und Martin Luther King. Gehorsam und Kontrolle weichen professioneller Präsenz und deeskalativer Beziehungsarbeit. Fachkräfte aus Pädagogik, Sozialarbeit und Psychologie lernen in Fortbildungen dieses Konzept, um es anzuwenden oder Coach für Neue Autorität zu werden.


Neue Autorität ist eine Haltung, keine Technik. Anders als bei verhaltenstherapeutischen Ansätzen werden hier keine konkreten Verhaltensweisen trainiert. Das Konzept basiert auf der systemischen Idee, dass den Kindern und Jugendlichen nichts „anerzogen“ werden soll, wie sie sich zu verhalten haben. Stattdessen bildet hier eine stabile Beziehung die Basis für den Umgang mit Problemen. Grundlage dafür ist die Stärkung und Sicherheit der Erziehungsverantwortlichen. Sie machen sich klar, was ihnen an ihrer Arbeit wichtig ist. Damit machen sie sich unabhängig vom Verhalten des Gegenübers. Und so können sie den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass sie auch in schwierigen Situationen ohne Wenn und Aber für sie da sind. Klare Regeln für den Umgang gelten dennoch.


Bestrafungen alter Sitte werden dadurch hinfällig. Nach einer Bestrafung unterlassen Kinder und Jugendliche zwar vielleicht das unerwünschte Verhalten, den Grund für die Bestrafung verstehen sie dadurch aber noch lange nicht. Wenn sie aber den entstandenen Schaden wieder gut machen, ist die Beziehung nicht weiter belastet. Im besten Fall sehen sie ihr Fehlverhalten ein. So entlastet es die Verantwortlichen vom Zwang der schnellen Reaktion und verhindert die Machtkämpfe, mit denen sie sich selbst häufig unwohl fühlen.


Wer das Konzept in seinem Team oder seiner Einrichtung voranbringen möchte, kann sich beim Systemischen Institut für Neue Autorität (Syna) zum Coach für Neue Autorität ausbilden lassen. Am 5. und 6. September 2019 findet in Österreich der Kongress zu diesem Thema statt, zu dem an die 600 Personen erwartet werden.


Spannend und brandneu ist, dass der Vater der Neuen Autorität – Haim Omer – und der Vater von Ich schaff’s – Ben Furman – einen gemeinsamen Weg einschlagen. Das beste also aus zwei genialen Konzepten – erstmals bei der PINA-Tagung.