autobahnuniversität / Hans Georg Gadamer - Postmoderne und das Ende der Neuzeit?

Hans Georg Gadamer wurde 102 Jahre alt. Er lebte von 1900 bis 2002 und führte, so wurde zuweilen kolportiert, sein hohes Alter unter anderem auch darauf zurück, selten oder gar nicht Ärzte konsultiert zu haben. Wie dem auch sei: Gadamer wäre nicht Gadamer, bedeutender Philosoph und Hermeneutiker, wenn er eine Frage wie die, ob die Postmoderne das Ende der Neuzeit bedeute, nicht erst noch selber befragte: Was meint „Ende“? Vor allem aber, was meinen wir mit „neu“ in „Neuzeit“? Worauf bezogen reden wir da? Und was nützt der Rückgriff auf Konzepte wie „Seinsgeschichte“ und andere, wenn wir verstehen wollen, was der Begriff der Epoche überhaupt begreifbar machen soll, bevor wir sinnvoll von Epochen und deren Folgen aufeinander denken und reden können, ob nun als Anschließen oder Beenden – oder beides? Erst von dort her können wir verstehen lernen, was anders wurde, wie es kam, und vielleicht auch warum. Und was von hier aus zu gewärtigen ist …


Der große Horizont und die enorme denkerische Geduld, die Gadamer hier wieder einbringt und genauso fordert, sind einladend für eine Zeit, in der dem Denken wieder etwas zuzutrauen ist.