Der hypnosystemische Erlebnisraum und wie man sich darin bewegen kann

Die beiden österreichischen Autorinnen Martina Gross und Vera Popper haben in der Reihe „Reden reicht nicht!?“ das Buch „Und die Maus hört ein Rauschen“ veröffentlicht. Die Maus im Titel weist auf eine Metapher hin, die die Autorinnen für die Vermittlung ihrer Ideen nutzen. Auch ein Waschbär und ein Frosch spielen im Buch eine Rolle. Das Rauschen steht für eine Ahnung, die vor einer bewussten Planung eines Vorgangs eintritt. Die beiden Autorinnen zeigen auf, wie wichtig und wertvoll dieses Rauschen sein kann, auch wenn man es noch nicht kognitiv begründen kann. Das Buch ermutigt dazu, es zuzulassen und ihm nachzugehen.


„Martina Gross und Vera Popper verstehen „hypnosystemisch“ nicht nur als Technik, Methode oder therapeutische Haltung, sondern als ein umfassendes Modell des Lebens.“
Dr. Gunther Schmidt,
Leiter des Milton-Erickson-Instituts Heidelberg, Ärztlicher Direktor der sysTelios Klinik für psychosomatische Gesundheitsentwicklung


Interview mit Vera Popper und Martina Gross


Sie bezeichnen Ihr Buch als ein Erlebnisbuch. Was macht es zu einem?


Wir haben dieses Buch für Menschen geschrieben, die Entwicklungs- und Veränderungsprozesse begleiten, sowie für Menschen, die eigene Prozesse noch besser verstehen möchten. Anders als in einem üblichen Lehrbuch werden die Lesenden ganzheitlich angesprochen und eingeladen, sich die Inhalte mit allen Sinnen anzueignen. Es enthält zahlreiche Hypnosystemische Methoden zum Erleben und Weitergeben – Schritt für Schritt. Grundlegende Prämissen des Konzepts sind komplexitätsreduziert und anhand praktischer Beispiele anschaulich dargestellt. Dazu bieten wir Audios und Videos an, die die Methoden im Buch mit allen Sinnen erlebbar machen.


Es führt den Leser durch mehrere Welten. Was unterscheidet Ich-Welt, Körper-Welt und Es-Welt voneinander?


In der Ich-Welt beschäftigen wir uns mit dem bewussten Denken, den willkürlichen Prozessen, unserer Kognition und unserem Bedürfnis nach Verständnis. In der Es-Welt schauen wir auf die inneren Bilder, auf „unser kluges Unbewusstes“, auf das intuitive Wissen in uns, was sich über visuelle, akustische, körperlich empfundene, olfaktorische und gustatorische Bilder zeigt. In der Körper-Welt fokussieren wir auf unser reaktives System, die unwillkürlichen und teilweise unbewussten körperlichen Prozesse, die unser Erleben in gewünschter als auch in ungewünschter Weise ausdrücken.


In jeder Welt stehen drei Räume zur Verfügung: Im Wissensraum werden verschiedene Aspekte des Hypnosystemischen Konzepts erläutert. Im Erlebnisraum werden diese anhand von unterschiedlichen Methoden erfahrbar. Im Begegnungsraum wird aufgezeigt, wie hypnosystemische Methoden in professionelle Kontexte von Psychotherapie, Coaching und Beratung übersetzt werden können. Die Passung von Form und Inhalt, das Prozesshafte von Veränderung und Entwicklung, wird über eine Fabel, die die Welten miteinander in Verbindung bringt, transportiert.


Welche hilfreichen Methoden erläutern Sie in Ihrem Buch und weshalb?


Manche der Methoden laden eher in die Es-Welt ein, haben also die Idee, innere Bilder anzuregen und für bestimmte individuelle Anliegen gewünschte innere Erlebniswelten zu generieren, z.B. Trancen oder reflexive Fragen zur Selbsterforschung. Andere wiederum laden eher in die Körper-Welt ein und fungieren wie Zugangskanäle zu Ressourcen und Kompetenzen unseres untrüglichen Körperwissen.


Wie lässt sich das Wissen aus dem Buch am besten in die Praxis umsetzen?


Wir möchten alle Leserinnen und Leser auf dieser Reise durch die Welten des hypnosystemischen Konzepts einladen, sich die Inhalte mit allen Sinnen anzueignen: Bemerken, verstehen, bebildern, verkörpern, verbinden und integrieren. Und wieder bemerken.


Das bedeutet für uns, sich in den Wissensräumen mit theoretischen Konzepten, Haltungen und Methoden inhaltlich auseinanderzusetzen, diese dann in den Erlebnisräumen für sich selbst, ganz persönlich, zu erfahren und zu spüren, um schlussendlich mit diesem inneren Erfahrungswissen, mit Haltung, in die Begegnungsräume zu gehen. Diese statten die Leserin oder den Leser dann mit Ideen und Möglichkeiten für das Arbeiten mit Menschen aus. Sie erhalten Anregungen, formuliert als Schritt-für-Schritt-Skript, anhand derer sie selbst für sich herausfinden können, wie sie ihre ganz eigene Art der Begleitung gestalten möchten.


Dieser Prozess wird unterstützt durch die Ressourcen auf der Website, durch die noch mehr Sinne für den Transfer in die Praxis angesprochen werden. Das unterscheidet unser Erlebnisbuch von einem klassischen Lehrbuch.