autobahnuniversität / Rosemarie Welter-Enderlin - Macht macht Mühe

Rosmarie Welter-Enderlin (1935 – 2010) gehörte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten in der Konzeptionalisierung, Vermittlung und Praxis der systemischen Familientherapie und Paartherapie. Ihre Beiträge, die in gedruckter oder audioviseller Form vorliegen, sind legendär.


Im Carl-Auer Verlag erschienen mehrere von ihr geschriebene und herausgegebene Bücher. Sie veranstaltete als erste Kongresse im deutschsprachigen Europa, die sich einigen bis dahin kaum berücksichtigten Themen widmeten – wie die Rolle von Gefühlen in systemischer Therapie und Beratung sowie zu Resilienz – und ihnen zu größerer und nachhaltiger Aufmerksamkeit verhalfen. Rosmarie Welter-Enderlin gehörte zum Editorial Board der renommierten Zeitschrift Family Process und erhielt 2003 den „American Family Therapy Academy Award“ in der Kategorie „Herausragender Beitrag zur Theorie und Praxis der Familientherapie“.


Den hier dokumentierten Vortrag hielt Rosmarie Welter-Enderlin bei der von über 300 Frauen besuchten Tagung des Frauennetzwerkes IDA, die vom Heidelberger Institut für systemische Forschung unter Leitung von Andrea Ebbecke-Nohlen und Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch in Heidelberg im Mai 1992 veranstaltet wurde. Welter-Enderlin orientiert sich in diesem Vortrag an vier Themensträngen:



  1. Macht-Geschichten, insbesondere in systemischer Familientherapie

  2. Gender bzw. Geschlecht als soziale Konstruktion und Macht

  3. Machtfragen in therapeutischen Kontexten

  4. Wie können Frauen mit Frauen das Machtthema aus dem Untergrund heben und in die Wahrnehmung und Behandlung bringen?


Ausgehend von der realen Geschichte einer Zirkusdirektorin, die nach dem Abhängen der Wäsche auf dem soeben leer gewordenen Seil balanciert und tanzt, entwickelt Rosmarie Welter-Enderlin so engagiert wie brillant beobachtet und formuliert Perspektiven für den kritischen Blick auf das Phänomen Macht, unter anderem in gendersensiblen Kontexten, und das auch in der systemischen Therapie. Hier orientiert sie sich an der Unterscheidung von „Begrenzungsmacht“ und „Behinderungsmacht“ von Silvia Staub-Bernasconi. Es geht nicht darum, Macht gänzlich zum Verschwinden zu bringen, sondern der Ohnmacht, die tot macht, der Mühe werte Macht entgegenzusetzen, die aber definitiv auf Gewalt verzichtet. Das berühmt-berüchtigte „Krabbenkorb-Syndrom“ ist ebenso orientiert an patriarchalen Strukturen wie das sogenannte „Eva-Syndrom“. In eigenmächtig gestalteten und geschützten Räumen des Erfahrens und Sprechens entstehen bessere Gestaltungsmöglichkeiten.


Beim Mund-Nasen-Schutz bleiben die Ohren frei! Also: Ob im Auto oder mit der Maske in der großen weiten Welt: Kopfhörer auf und Autobahnuniversität hören! Jeder Stau bringt Sie weiter