autobahnuniversität / Stanislav Grof - Spirituelle und philosophische Schlußfolgerungen aus moderner Bewußtseinsforschung

Das kosmische Spiel – Spirituelle und philosophische Schlussfolgerungen aus moderner Bewusstseinsforschung


Stanislav Grof


Vorlesung 45. Lindauer Psychotherapiewochen 1995


Insbesondere im Bereich Psychotherapie, Coaching und Beratung erleben wir derzeit wieder ein wachsendes Interesse an Fragen zu Bewusstsein, Sinn und Spiritualität. Die Menschheit hat dieses Thema aber von jeher beschäftigt. In allen Religionen und Kulturen gibt es eine lange Tradition, die in unzähligen Texten, Ritualen, Gemeinschaften Ausdruck gefunden hat zu den Fragen, die die eigene Person überschreiten und das eigene Leben in größere Zusammenhänge und Bezüge setzen. Auch der Einsatz von Pflanzen und besondere Substanzen gehört hier hinein, um Erfahrungen zu ermöglichen, die als solche erlebt werden, die die Grenzen der eigenen Persönlichkeit transzendieren.


Die Literatur dazu wächst weiter, auch in Bereichen professioneller Begleitung und Hilfe. Es ist nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen …


Stanislav Grof hat zu all dem Entscheidendes zu sagen. Er studierte Medizin und Medizinphilosophie in Prag. Am psychiatrischen Forschungszentrum erforschte er die Wirkung psychedelischer Substanzen, wie z. B. LSD, an sich selbst und mit Patienten. Nach einer zweijährigen Forschungstätigkeit als Stipendiat der John-Hopkins-Universität in Baltimore leitete Grof das psychiatrische Forschungszentrum in Maryland.


Sanislav Grofs Forschungen zu menschlichem Bewusstsein und therapeutischer Praxis u. a. mit psychoaktiven Substanzen sind legendär. Auch noch heute gilt er als eine der ganz großen Referenzen, wenn es um diesen Themenkreis geht.


Grofs Ausführungen sind über ihren legendären Status hinaus aber auch in höchstem Grade aktuell. In jüngster Zeit richtet sich ja ganz konkret wieder das Augenmerk auf Substanzen wie beispielsweise Psilocybin und seine Nutzung zur Behandlung psychiatrisch auffälliger Symptome, wie zum Beispiel Psychosen. Auch dazu hat Stanislav Grof ausführlich geforscht. Transpersonale Psychologie wurde ein Leitbegriff dafür. Methodisch hatte sich Grof, nachdem der Einsatz psychoaktiver bzw. psychotroper Substanzen zeitweise in Misskredit geraten und verboten worden war, am kalifornischen Esalen-Institut auf eine Vorgehensweise spezialisiert, die als Holotropes Atmen bekannt wurde, worüber ähnliche Bewusstseinsphänomene beobachtet werden konnten, wie sie durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen herzustellen waren. Der Streit, ob die besonderen Erlebensqualitäten wie Reinkarnation, mystische Erleuchtungserfahrung, perinatale Erfahrungen, Wirkung schamanischer Rituale, transpersonales Erleben u. v. a. m. reine „Hirngespinste“ seien oder eine darüber hinaus gehende „Echtheit“ in Anspruch nehmen können, ist nicht entschieden. Aber er hat auch durch die Debatten um die Ergebnisse der neueren Hirnforschung erneut Fahrt aufgenommen.


Die autobahnuniversität hat bei den 45. Lindauer Psychotherapiewochen im Jahr 1995 eine von Stanislav Grof vor zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern gehaltene und hier dokumentierte fünfteilige Vorlesung aufgenommen. Sie trägt den Titel Das kosmische Spiel – Spirituelle und philosophische Schlussfolgerungen aus moderner Bewusstseinsforschung. Die Vorlesung ist getragen von Grofs weitem Überblick über religiöse und spirituelle Traditionen, Forschungsdesigns und Studienergebnisse, von seiner eigenen Forschung und Praxis, und davon, was all dies beizutragen hat, die eigene Lebenspraxis, auch und gerade die professionelle, neu zu betrachten und vielleicht zu gestalten.