Zum Welttag der Philosophie

φιλεῖν (philein) ist ein altgriechisches Wort, das in etwa lieben bedeutet, oder freunden. Im Zusammenhang mit Σοφία, also sophia, der Weisheit, wird daraus die Philosophie oder soviel wie: sich kümmern um die eigenen Möglichkeiten, weise zu sein oder klug. Das kann jede und jeder. Aber wie geht philosophieren? Wann das tun? Und wann es eher lassen?


Im Kern geht es darum, das, was wir für gesichertes Wissen oder gesicherte Erkenntnis halten, zu prüfen: Wie sicher ist das? Wie komme ich da drauf? Wäre ich bereit, es loszulassen, wenn vieles oder das meiste dafür spricht, das zu tun?


Im Programm des Carl-Auer Verlages gibt es echte Juwelen des Philosophierens, die all jenen zugänglich sind, die sich selber und andere fragen wollen, was sie eigentlich wissen – oder glauben zu wissen –, wie es dazu kam, und ob es so bleiben soll.


In leichter Abwandlung eines Zitats von Fritz B. Simon aus seiner Einführung in die Systemtheorie des Konflikts: "Man kann nicht sorgfältig genug bei der Wahl seiner Gewissheiten sein. Denn sie können aufgrund ihrer Handlungskonsequenzen lebensgefährlich sein."


Im aktuellen Buch aus der Reihe Systemische Horizonte (herausgegeben von Bernhard Pörksen) diskutieren der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftsjournalist Matthias Eckoldt und der Philosoph Markus Gabriel („Trumpfkarte der deutschen Geisteswissenschaft“, so Hans-Ulrich Gumbrecht von der Standford University) Die ewige Wahrheit und den Neuen Realismus. Fundiert, bezogen auf die aktuellen Herausforderungen in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik wird hier deutlich, wie nützlich denken ist. Im Gespräch zweier Könner wird Philosophieren zum Erlebnis, das auf jeder Seite zum Mittun aktiviert. By the way: Wer (gescheit) philosophiert, ist weniger anfällig für Populismus.


Ein echter Klassiker aus der Horizonte-Reihe ist das Metaphern-Buch schlechthin. George Lakoff und Mark Johnson beschreiben in Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildernwie wir die Welt, in der wir leben, über Sprachbilder und Vergleiche nicht einfach abbilden, sondern herstellen. Tagtäglich und überall: In Gesprächen, Zeitungen, Social Media, Nachrichten, Streitereien und im Liebesleben. Aktueller, alltagstauglicher und nützlicher, als es hier vorgeführt wird, kann Philosophieren kaum sein. Denken at its best.


Was Philosophieren bringen kann, das ahnt Victor Klein: 


Es ist manchmal schwierig, für möglich zu halten, dass eine derzeitige Gewissheit sich dereinst als nicht mehr zu halten herausstellen wird. Datum abgelaufen, Verzehr nicht mehr zu empfehlen...


und: 


Nicht alles, was sich einmal als Irrtum herausstellt, war schon immer einer.