Effiziente Beziehungsgestaltung in der Pflege

Der Pflege immanent ist eine gute Beziehungsgestaltung. Es kommt also nicht nur darauf an, was eine Pflegeperson tut, sondern vor allem wie sie es tut. Somit hat die Haltung in der Kommunikation eine hohe Bedeutung. Gelingt es gleich im Erstkontakt Sicherheit und Vertrauen für den Patienten zu ermöglichen, so wird Wohlbefinden als wesentliches Element von Gesundheit und einer guten Pflege geschaffen. Dies muss – was in heutiger Ressourcenknappheit immer wichtiger wird - nicht mit viel Zeit verbunden sein.


Idiolektik ist ein inzwischen bewährtes Konzept in Pflegeberufen und bietet durch Haltung und Methode eine effiziente Grundlage für die Arbeit. Voraussetzung dazu ist Offenheit, Wertschätzung und Achtsamkeit, die im Selbst- und Pflegeverständnis einer Pflegepeson verinnerlicht ist. Allein durch diese Haltung fühlt sich der kranke Mensch angenommen, er wird vertrauen und erlebt so Stärkung in seinem Gesundungs- und Krankheitsgeschehen. Verbunden damit ist die Methode der kurzen, offenen Fragen. Dem Patienten wird es möglich, sich auszudrücken, er erlebt, dass er ernst genommen wird. Daraus hervor gehen oft authentische Informationen, die für die Pflegeanamnese bzw. für den Pflegeprozess wertvoll sind. Durch das Aufgreifen von Schlüsselwörtern wird ein Gespräch vertieft, es kann zu wesentlichen Erkenntnissen führen und zwar für beide Gesprächspartner. Im Verstehen erleichtert es der Pflegeperson mehr wertfrei zu sein, Patienten müssen dann nicht mehr als „schwierig oder unkooperativ“ erlebt werden. Letztlich spart das auch Zeit und Energie.
Viele Beispiele aus der Pflegepraxis zeigen dies.


Die Pflegeberufe sind in heutiger Zeit mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen viel in kurzer Zeit bewältigen. In nur einer Berufsgeneration haben wir umwälzende Veränderungen. So wurde die Verweildauer im Krankenhaus in meiner Zeit als praktisch tätige Krankenschwester in Wochen bestimmt, heute liegt sie bei ca. sieben Tagen. Beziehungsgestaltung in der Pflege konnte sich früher langsam entwickeln, Pflegende hatten Zeit mit den Kranken zu reden, vieles war einfacher, oder – wertfrei im Sinne der Idiolektik – anders. (Olbrich 2019)


Eine Krankenschwester beschreibt eine Pflegesituation: „Ich versorgte routinemäßig eine Patientin mit einer Pflegemaßnahme. Wir im Team erlebten die Patientin sehr zurückhaltend, eher abweisend. Ich begegnete ihr zugewandt und wertfrei. Plötzlich sagte sie: ‚In einer anderen Welt müsste es besser sein‘. Ich ging auf ihre Aussage ein und fragte sie: ‚Wie sieht es denn in so einer Welt aus?‘ Sie erwiderte, dass es dort es keine Schmerzen gäbe. Wir Pflegende und auch die Ärzte wussten nicht, dass sie Schmerzen hatte. So konnte eine Schmerztherapie eingeleitet werden. Die Patientin fühlte sich zunehmend besser, sie wurde freundlich und dankbar. Das wiederum erleichterte uns die Pflege.“


In diesem kurzen Beispiel ist zu sehen, dass nur durch das Aufgreifen der Aussage der Patientin (Schlüsselsatz) und einer darauf bezogenen Frage (offen und akzeptierend) eine wesentliche Information zutage treten konnte. Diese wenigen Worte hatten eine große Wirkung, sowohl für die Patientin selbst, als auch für das Pflegeteam.


Literatur


Olbrich, Chr. (2018) Pflegekompetenz. 3. Aufl., Hogrefe Verlag, Bern


Olbrich, Chr. (2019) Von der Kuhmagd zur Professorin. Novum Verlag, München