George Lakoff feiert seinen 80. Geburtstag - Wir gratulieren
Dass Sprache bzw. Sprechen und Denken in ständiger Wechselwirkung stehen, bestreitet praktisch niemand. Wie steht es aber um Wahrnehmen, Fühlen, Wissen und Tun? Was haben sie alle mit Reden und wiederum mit Denken zu tun, was beeinflusst hier was? Und wie?
George Lakoff hat unser Verständnis der fundamentalen Leistung von Metaphern für unsere Orientierung in der Welt auf eine völlig neue Grundlage gestellt (womit wir schon mindestens drei spezifische Metaphern bemüht haben, um Metaphern im Allgemeinen zu thematisieren …). Wir reden nicht nur, wir leben in Metaphern. Metaphern gehören – neben Wortbildungsmustern – zum Kreativsten, das Sprache bieten kann. Und welche Metaphern wir verwenden, hat deutliche, aber nicht immer leicht vorhersehbare oder durchschaubare Folgen …
George Lakoff ist am 24. Mai 2021 80 Jahre alt. Alle Kolleginnen und Kollegen des Carl-Auer Verlages gratulieren ihm aufs Herzlichste! Lakoffs Bücher Leben in Metaphern (gemeinsam mit Mark Johnson) und Auf leisen Sohlen ins Gehirn (gemeinsam mit Elisabeth Wehling) – erschienen in der von Bernhard Pörksen herausgegebenen Reihe Systemische Horizonte – haben in den verschiedensten Fachkreisen große Resonanz gefunden und hohe Wirksamkeit entfaltet, und sie tun das weiterhin. Hier wird in wünschenswerter Klarheit und unmissverständlich gezeigt, dass Metaphern nicht einfach spielerische Zierden unseres Sprachvermögens sind, sondern am Grund aller Erschließung und Erfahrung von Welt, unseres Selbst und unseres Miteinanders liegen. Metaphern sind unverzichtbar. Genauso unverzichtbar ist es für Beratung und Therapie, zu verstehen, wie Metaphern als Sprachbilder funktionieren und wirken.
Das hat, nicht zuletzt, auch enorme gesellschaftliche und politische Bedeutung. Es ist immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie tief Metaphern in scheinbar harmlose Strukturen unseres Redens, Denkens, Fühlens und Handelns hineinwirken, genauer gesagt: was alles sie überhaupt erst ermöglichen! Und es ist wichtig, zu beobachten, wer dieses Potenzial verwendet, und wie. George Lakoff hat es systematisch und detailliert untersucht und in überzeugende, lesbare und wirksame Formen gebracht.
George Lakoff war in seinen frühen akademischen Jahren u. a. Schüler von Noam Chomsky, dem Entwickler der Idee einer Generativen Transformationsgrammatik, und hat mit ihm gearbeitet. Später standen sich beide als Vertreter unterschiedlicher Ansätze in den sogenannten „lingustic wars“ gegenüber, als George Lakoff seine ganz eigenen Wege in Richtung einer Generativen Semantik und später Kognitiven Linguistik ging. Bis 1969 lehrte Lakoff an der Harvard University, ab 1972 an der University of California, Berkeley.
Wir schätzen uns sehr glücklich, George Lakoff in den Reihen der Autor:innen des Carl-Auer Verlages zu wissen, und wir wünschen ihm Gesundheit, Lebensfreude sowie weiterhin politischen Mut und schöpferische Kraft!