Sounds of Science / Ortwin Meiss - Depression, Burnout – oder doch besser leben?

Depression, Burnout und verwandte Diagnosen sind Konstrukte, und sie machen als solche durchaus Sinn, sagt Ortwin Meiss. Die Frage ist: Wie kann vermieden werden, ihrer verfestigenden und verstetigenden Tendenz nicht zu verfallen, sondern sie als vorübergehende Hilfen auf einem Weg zu Selbstwirksamkeit wahrzunehmen und dann aber hinter sich zu lassen?


Ortwin Meiss duchmisst in diesem Gespräch einen großen Raum psychotherapeutischer Aufgaben und Fallstricke. Und dies in der ihm eigenen, sortierten und gelassenen Art. Gibt es die „Volkskrankheit Depression“ wirklich? Was unterscheidet das „Geschäfts-Modell“ Depression vom „Geschäfts-Modell“ Burnout? Werden Missionars-Menschen seltener depressiv? Wenn ja: warum? Und was ist ihr Risiko dabei? Welche Bedeutung kommt dem Erleben von erfahrener oder eben nicht erfahrener Resonanz mit anderen Menschen zu? Wo gibt es Verbindungen von Hypnotherapie zu Ego-State-Therapie, Ressourcentherapie nach Gordon Emmerson, Verhaltenstherapie und andern? Und wie können wir uns gesellschaftliche Verhältnisse vorstellen, die geeignet sind, Depressionen, Burnout und anderen Leiden vorzubeugen?


Selbstwirksamkeit ist die Schlüsselerfahrung, ja, die Grundfigur allen Lebens. Laut Maturana und Prigogine zeichnet lebende Systeme aus, dass sie in einer Weise auf sich selbst einwirken können, damit ihr eigentlich natürlich angelegter Zerfall so lange wie möglich hinausgezögert wird. Was können wir daraus schlussfolgern bezogen auf die Frage, welchen Sinn Phänomene wie Depression machen? Und was kann daraus gestaltet werden, das Menschen aus sie verständlicherweise völlig überfordernden Lebenserfahrungen heraushilft, ihnen wirklich guttut?


Therapie oder Beratung, die das Gefühl eigener Lebendigkeit und damit Selbstwirksamkeit wieder erfahren und erleben lassen, brauchen in erster Linie eine Orientierung am Fühlen und weniger am Denken. Das Denken folgt dem Fühlen, so Meiss. Das sollte, wenn man mit Patientinnen und Patienten in deren Sinne und Interesse wirksam und erfolgreich Therapie „machen“ will, allerdings doch wieder zu denken geben …


Operationalisierte Verfahren, wie bspw. die Kognitive Verhaltenstherapie, laufen Gefahr, Klienten auf die Therapie zuzuschneidern, statt umgekehrt, wie es Erickson´sche Hypnotherapie verlangt und erfolgreich praktiziert. Deshalb laufen, so Meiss, an KVT orientierte Wirksamkeitsstudien für Hypnotherapie oder hypnosystemische Beratung auch völlig windschief an deren eigentlichem Wesen vorbei.


Ortwin Meiss leitet das Milton-Erickson-Institut in Hamburg. Er ist einer der gefragtesten Therapeuten und Coachs, Seminarleiter im Bereich Persönlichkeitsentwicklung in Unternehmen und Organisationen sowie Lehrtherapeut und Ausbilde. Er veröffentlichte zahlreiche Fachartikel, Lehrvideos und sein Opus Magnum zu hypnosystemischer Therapie bei Depression und Burnout im Carl-Auer Verlag.


Ob im Auto, im Bett, in der Badewanne, mit der Maske im Bus, im Zug, beim Einkauf oder vor der Bank, beim Joggen, Putzen und Meditieren alleine oder mit Partnern: Bleiben Sie wach, mit Sounds of Science!



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