autobahnuniversität / Thure von Uexküll - Medizin und Menschenbild

Wie betreiben wir Wissenschaft? Welche Folgen hat das für die Ergebnisse? Und was machen wir damit? Die Ethik eines Arztes wird durch sein Menschenbild bestimmt. Das Menschenbild wird sehr prominent bestimmt von der Wissenschaft. Und die Wissenschaft wiederum wird bestimmt von dem Bild, das wir vom Menschen haben. Seit René Descartes herrscht das mechanistische Menschenbild vor, auch in der Medizin. Thure von Uexküll plädiert nachdrücklich dafür, diese Selbstbeschränkung zu überwinden. Als Begründer der psychosomatischen Medizin und Mitbegründer der Biosemiotik stand Thure von Uexküll (1908 – 2004) in der Nachfolge seines Vaters Jakob von Uexküll, welcher den Begriff der Umwelt in die Biologie eingeführt hatte.


Der Kongress „Science/Fiction – Über Fundamentalismus und Beliebigkeit in Wissenschaft und Therapie“ erregte im Jahr 1996 die Gemüter sehr. Das Heidelberger Institut für systemische Forschung zeichnete verantwortlich für einen weiteren Kongress, der Teilnehmergruppen und Referierende zusammenbrachte, die sich sonst wohl nie so zusammengefundne hätten: Zygmunt Bauman, Peter Breggin, Mary Gergen, Evan Imber-Black, Marianne Krüll, Justine van Lawick, Eve Lipchik, Camillo Loriedo, Reinhard Merkel, Tilman Moser, Gerhard Roth, Fritz B. Simon, Helm Stierlin, Matthias Varga von Kibéd, Gianni Vattimo, Wolfgang Welsch waren dabei, u. v. a. m. Und: Peter Singer … Der australische Extrem-Ethiker war eingeladen und musste auf massiven Druck bis hin zu Androhungen von Gewalt wieder ausgeladen werden. Die Story Dealer um Hans Geißlinger beamten ihn per Live-Schaltung dann in den großen Saal der Heidelberger Stadthalle. Ein Skandal, der manchen willkommen war, um zu diskutieren und Singers Position als unhaltbar und gefährlich zu entlarven. Andere fühlten sich beschämt. Die Debatten zu Fragen von Gewissheit, Orientierung, Sicherheit, Toleranz, Wissen und Zweifel waren heftig, aber sie waren ausgesprochen fruchtbar.


Thure von Uexküll brachte Peter Singers fragwürdige ethische Positionen auch zur Sprache. Und er stellte die heiß diskutierten Fragen zu aktiver Sterbehilfe, Schwangerschaftsunterbrechung, Gentherapie, extrakorporale Befruchtung und ethische Beliebigkeit in den Kontext des von Gregory Bateson aufgeworfenen Themas von „Krankheiten der Erkenntnistheorie“. Viele unserer ungefragt akzeptierten Gewissheiten und Voraussetzungen zum Vollzug unseres Lebens seien nicht nur ungenügend, sondern schlicht falsch. Zeit, „die schlafenden Dinge zum Sprechen zu bringen“.


Ob im Auto oder mit der Maske in der Warteschlange beim Einkauf oder vor der Bank: Kopfhörer auf und Autobahnuniversität hören! Jeder Stau bringt Sie weiter …



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