Der Erich Fromm-Preis 2024 geht an Prof. Dr. Bernhard Pörksen!

Wir gratulieren ganz herzlich Bernhard Pörksen, Autor und Herausgeber der Reihe „Systemische Horizonte“!


Die Preisverleihung fand am 124. Geburtstag Erich Fromms, am 23. März 2024 im Bildungszentrum Hospitalhof in Stuttgart statt. Die Laudatio hielt die Publizistin Kübra Gümüşay. Dr. Rainer Funk, Psychoanalytiker und Nachlassverwalter von Erich Fromm, sowie Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Vorstand der Erich-Fromm-Gesellschaft, überreichten den mit 10.000 Euro dotierten Preis.


Die fünfköpfige Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass die Konzepte von Bernhard Pörksen zur Förderung der Medienmündigkeit und seine Forderung nach "redaktioneller Kompetenz" für alle, bei der der reflektierte Umgang mit Informationen zu einem Element der Allgemeinbildung wird, im Einklang mit den Idealen Erich Fromms stehen - dem Humanen, der Freiheit und der Demokratie. Pörksens wissenschaftliches und öffentliches Engagement erfüllt nach Ansicht der Jury in hohem Maße die Intentionen des humanistischen Sozialpsychologen, der die Bedeutung eines qualitativ hochwertigen Informationsniveaus für die Bildung einer echten Demokratie betonte.


Kübra Gümüşay, Autorin und Netzaktivistin, lobte Pörksen in ihrer Laudatio als umsichtigen Denker, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten um die Kommunikation und das Zusammenkommen in einer fragmentierten Gesellschaft verdient gemacht hat. In seinen Schriften zu Medien, Kommunikation, Diskursen und Journalismus, Skandalen und Debatten rufe Pörksen nicht nur an, „die strukturellen Ursachen der Missstände zu studieren, sondern auch unser individuelles Wirken in diesen zu hinterfragen und neu zu justieren“. Er verbinde so „Medienanalyse mit der Kommunikationspsychologie, die Gesellschaft mit den Menschen, das Große mit dem Kleinen und das Ganze mit all seinen Bestandteilen“. Gümüşay würdigte den Preisträger als umsichtigen und scharfsinnigen Denker, der „vorsichtig und zugewandt, aber mit passionierter Neugier“ den Finger in die Wunden der Gesellschaft lege. Mit Erich Fromm habe er „das Bewusstsein um die eigene Wirkmacht und das eigene Aufrufen zur Wirkung“ gemein. Es sei ein Fest, Pörksen „beim Denken, beim Ringen um Antworten, beim Verknüpfen verschiedenster Disziplinen zuzusehen“.


Pörksen gab in seiner anschließenden Erich-Fromm-Lecture wie so oft auch an diesem Vormittag wenig Pardon, wenn es um die Beschreibung unseres Medienalltags geht, der ja viel mehr ist als „Alltag“, er ist Lebenswirklichkeit: Immer häufiger gehe bei der Verbreitung von Neuigkeiten Geschwindigkeit vor Genauigkeit. Gerade in starken Krisenmomenten sehnten sich die Menschen nach möglichst schneller sicherer Deutung. Das, was schnell viele Menschen interessiere, schlage auf allen Portalen das Relevante. Autokraten seien kaum kontrollierbar in ihren Möglichkeiten zur Manipulation. Und das weltweit verbreitete Smartphone sei eine Technologie der Indiskretion.


Was da helfen könne? Sein schon vor einigen Jahren entwickeltes Modell einer „redaktionellen Gesellschaft“ nennt Pörksen selbst eine „Utopie“ – letztlich geht es darum, in einer großen Bildungsoffensive Elemente des klassischen Journalismus wie die kritische Recherche und die Quellenkritik in den Alltag der Menschen einzuführen, um ihnen „mediale Mündigkeit“ zu verleihen. Entscheidend sei es, den Wert einer vor Desinformation geschützten „Öffentlichkeit als Lebensraum einer Demokratie“ zu erkennen.


Dies alles trägt Pörksen wie gewohnt ohne Gruselpathos vor, was ja gerade in gewissen Kulturkreisen höchst populär ist, sondern mit der hoffnungsvollen Zusicherung, dass wir eigentlich alles selbst in der Hand haben. Mündigkeit wird bei ihm im Kern eben nicht verliehen, sondern errungen.


"Wir müssen medienmündig werden, weil wir medienmächtig geworden sind.
Wir müssen medienmündig werden, weil eine Demokratie von einem Minimum kollektiv akzeptierter Information lebt.
Und wir müssen medienmündig werden, weil Öffentlichkeit, verstanden als der geistige Lebensraum einer liberalen Demokratie, gerade jetzt und in diesem Moment neu definiert wird", fasste Pörksen seine Lecture zusammen. Langanhalter Beifall war die Antwort des Publikums.


Herzlichen Glückwunsch zum Erich-From-Preis, lieber Bernhard Pörksen,
wünscht
das Team von Carl-Auer!