autobahnuniversität / Eugene Gendlin - Focusing

Was ist Focusing? Und wie geht das?


Eugene Gendlin, der Erfinder dieser Methode, war Referent bei der großen Tagung Evolution of Psychotherapy in Hamburg im Jahre 1994, die Bernhard Trenkle organisiert hatte. Der Kongress mit 6000 Teilnehmenden versammelte in einzigartiger Weise sehr viele bekannte und einflussreiche Therapeutinnen und Therapeuten wie Viktor Frankl, Mara Selvini Palazzoli, Paul Watzlawick, Yrving Yalom u. v. a. m., die ihre Ansätze in Vorträgen, Workshops und Panels vorstellten, diskutierten und in der Nachfolge des Kongresses weiterentwickelten.


Die Autobahnuniversität dokumentierte diesen Kongress mit Aufnahmen, die die Zeit überdauerten. So auch einen Workshop von Eugene Gendlin, in dem dieser Focusing vorstellte und praktisch demonstrierte. Eine einzigartige Gelegenheit, wie live dabei zu sein und auch selbst Erfahrungen zu machen.


Eugene Gendlin, zunächst ins Leben gewachsen als Eugen Gendelin im Österreich der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts, flüchtete mit der Familie in die USA, nachdem im Jahr 1938 das damalige Deutschland sich Österreich einverleibt hatte. Die Tatsache, dass Gendlins Vater hierbei, wie er sagte, einem unmissverständlichen ‚Gefühl‘ folgte, war für den Sohn eine initiative Erfahrung, die Gendlin später zum Focusing brachte. Der Kern des Focusing ist das, was Eugene Gendlin „Felt Sense“ nennt. Es handelt sich um ein besonderes körperliches Phänomen. Die Essenz, wie Gendlin sie im Workshop formuliert: Der Körper lebt sämtliche Situationen, und er weiß daher immer mehr als das Denken es je kann. – Wo geht man aber „hinein“, um das zu finden? Ausgehend von zunächst wie unscheinbaren Regungen, wie etwa ein leichtes Unbehagen, spürt das Körperbewusstsein sich dorthin, wo sich das zeigt, um es in seinen Verbindungen, Erinnerungen, Spürungen und Bedarfen kennenzulernen. Was an der erlebten Situation ist es, das dieses Gefühl erspürt und in die Wahrnehmung bringt? Wenn wir das Gefühl mit besonderer, atmosphärischer Aufmerksamkeit und Achtsamkeit direkt befragen, wird es antworten. In nachvollziehbaren Schritten, und vor allem: konkret! Anders als Tiefenmediation oder manche Verfahren der Hypnose bleibt, so Gendlin, Focusing auf der Fahrt des Elevators auf halbem Wege stehen, dort, wo der Körper noch antworten und man ihm aufmerksam zuhören kann …


Die Tatsache, dass in dieser Aufnahme „lediglich“ der akustische Kanal zur Verfügung steht, nimmt der Spürkraft von Focusing nichts von ihrer Faszination. Fast könnte man sagen: im Gegenteil … Eine Einschränkung sei gemacht: Diesen Beitrag sollte man nicht beim Autofahren hören. Es sei denn, man steht zuverlässig für längere Zeit still im Stau. Getreu dem Motto der Autobahnuniversität: jeder Stau bringt Sie weiter …


Beim Mund-Nasen-Schutz bleiben die Ohren frei! Also: Ob im Stau im Auto oder mit der Maske in der großen weiten Welt: Kopfhörer auf und Autobahnuniversität hören! Jeder Stau bringt Sie weiter. Und, wo es geht, die freien Augen und den freien Geist nutzen: Carl-Auer Bücher lesen!