autobahnuniversität / Linde von Keyserlingk - Brüderchen und Schwesterchen

Über das Märchen von Brüderchen und Schwesterchen entwickelt Linde von Keyserlingk einen tiefen und erhellenden Blick auf die Bedeutung geschwisterlicher Beziehungen für die menschliche Individuation und die Sozialisation von Liebe, Geschlechtlichkeit und Bindungsformen. Die Bedeutung des Geschwister-Themas sei in Märchen wie Schneeweißchen und Rosenrot, Hänsel und Gretel und so vielen anderen zwar eigentlich offensichtlich, aber noch wenig beforscht und damit in ihren enormen Ressourcen zu wenig erschlossen.


Die Beziehung von Brüderchen und Schwesterchen versteht Keyserlingk nicht nur als geschwisterliche, sondern, im Kontext dieses so besonderen Märchens, dezidiert auch als (lernende) Paarbeziehung. Die enge und lebensprägende Beziehung auf Geschwisterebene ist eigentlicher Ursprung des Liebens und ein bedeutendes Lernfeld für alles dies Betreffende, das im Leben noch kommen und herausfordern wird. Die geschwisterliche Entwicklungserfahrung ist damit auch eine Erfahrung gemeinsamer Emanzipation und Fürsorge.


Den von der Autobahnuniversität hier dokumentierten Vortrag hielt Linde von Keyerlingk im Jahre 1995 beim Forum 44 der Internationalen Gesellschaft für Systemische Therapie (i.g.s.t.), das u. a. Andrea Ebbecke-Nohlen und Ingeborg Rücker-Embden-Jonasch vorbereitet und organisiert hatten.


Linde von Keyserlingk, im Mai 1932 in Berlin geboren, Autorin von Sachbüchern zur Familientherapie sowie von Kinder- und Jugendbüchern und vielgefragte Therapeutin und Referentin, verstarb im Oktober 2020 im Alter von 88 Jahren. Ihre Spezialgebiete waren u. a. tiefenpsychologische Sandspieltherapie und Märchen. Ihr umfassender und tiefer Blick in die psychologischen Dimensionen tradierter Erzählungen und deren Bedeutung für Prozesse von Individuation und Beziehung ist nach wie vor ergiebig, lehrreich und spannend.



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