autobahnuniversität / Norbert Groeben - Zur Kritik einer unnötigen, widersinnigen und destruktiven Radikalität

Der große Heidelberger Kongress Die Wirklichkeit des Konstruktivismus im Jahr 1992 hatte sich u. a. zur Aufgabe gesetzt, neben Referierenden wie Humberto Maturana, Niklas Luhmann, Fritz B. Simon, Kurt Ludewig, Helm Stierlin, Gunther Schmidt, Gerhard Roth u. v. a. auch besonders kritische Stimmen zum Radikalen Konstruktivismus zu Wort kommen zu lassen und in die Diskussion zu bringen. In der KW 39 hat die Autobahnuniversität dazu bereits den Vortrag von Carl Friedrich Graumann veröffentlicht.
Zu den kritischen Stimmen gehörte und gehört auch Norbert Groeben. Den hier von der Autobahnuniversität dokumentierten Vortrag hielt Groeben direkt im Anschluss an den ersten Vortrag des Kongresses "Die Wurzeln des ´Radikalen´ am Konstruktivismus", gehalten von Ernst von Glasersfeld. Nach Groebens Vortrag gab es dann gleich das erste Podiums-Streitgespräch zur Frage der Radikalität bzw. Nicht-Radikalität des Konstruktivismus, an dem neben den beiden Vortragenden auch Ralf Nüse und Siegfried J. Schmidt teilnahmen.


Groeben lässt keinen Zweifel daran, dass auch er sich – in gewissem Sinne – als Konstruktivisten verstehe. Seine Kritik am sogenannten Radikalen Konstruktivismus bezieht sich darauf, dass dieser in seiner Radikalität selbstwidersprüchlich sei und in seinen erkenntnistheoretischen Argumentationen u. a. Objekt- und Metaebene vermische (radikal). Zudem übersehe der Radikale Konstruktivismus, welche anderen Ansätze es außerhalb seines eigenen Paradigmas gebe – wie etwa den Kritischen Rationalismus, Neomarxismus und Falsifikationismus –, die zu ähnlichen Ergebnissen in Bezug auf Subjektbezogenheit menschlichen Erkennens kämen, aber sich nicht in das "Faible für paradoxe Formulierungen" verlören wie der Radikale Konstruktivismus. Sie erteilten dem, was wissenschaftliche Forschung zur Aufgabe habe, keine so radikale Absage wie eben der Radikale Konstruktivismus mit seiner reinen Fokussierung auf Nützlichkeit. Das Schwarz-Weiß-Denken der radikalen Konstruktivisten und die Aufgabe des Wahrheitskriteriums ließen es nicht mehr zu, das Zusammenspiel von Erfinden und Entdecken zu untersuchen und gäben damit ohne Not eine vielleicht bedeutende Unterscheidungsmöglichkeit auf.


Norbert Groeben, zweifach habilitiert (Psychologie in Heidelberg sowie Allgemeine Literarturwissenschaft in Siegen), war von 1973 bis 1994 – also auch zur Zeit des hier dokumentierten Vortrags – Professor für Allgemeine Psychologie und Psycholinguistik an der Universität Heidelberg. Danach bekleidete er an der Universität zu Köln den Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Kulturpsychologie und hatte seit 1993 an der Universität Mannheim und seit 2012 auch an der Universität Heidelberg eine Honorarprofessur für Allgemeine und Empirische Literaturwissenschaft inne.



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