autobahnuniversität / Hans Lieb - Zur Dynamik von Macht
Hans Lieb ist – gemeinsam mit Wilhelm Rotthaus – seit vielen Jahren Herausgeber der Praxis-Reihe Störungen systemisch behandeln im Carl-Auer Verlag. Beider großartige Beiträge zur konzeptionellen und praktischen Entwicklung der Psychotherapie in ambulanten und stationären Kontexten haben enorme Entwicklungen angestoßen und verstetigt. Die im Reihentitel zusammengeführten Begriffe „systemisch“ und „Störung“ muteten manche zuerst als eine Verwechslung an, ein Missverständnis, ja sogar als Provokation. Störungen systemisch behandeln erweist sich aber zusehends als eine besonders hilfreiche Form, unterschiedliche Logiken von Diagnostik, Hilfe- und Behandlungssystemen bzw. die damit verbundenen Erwartungshaltungen auf Seiten von Klient:innen und Therapeut:innen in neue Beziehungsmöglichkeiten zu bringen. Inzwischen reicht das Spektrum der Bücher über eine weite Strecke von Störungsbildern, wie z. B. Ängste, Alkoholabhängigkeit, Bipolare Störungen, Depression, Dissoziation, Persönlichkeitsstörungen, Panik, PTBS, Sexualstörungen bis hin zu Zwangsstörungen. Es geht um professionelle Angebote in Theorie und Praxis, die wegführen von oberflächlicher Beobachtung von „Widersprüchen“ hin zu Handungsspielräumen, die aus dem jeweiligen Korsett der Vorstellungen dessen, was hilft – und wer oder was zu helfen habe – hinaushelfen können. Dies im Interesse der Klient:innen und der Therapeut:innen.
Bereits im hier von der Autobahnuniversität dokumentierten Vortrag, den Hans Lieb bei den Lindauer Psychotherapiewochen im Jahr 1995 zum Thema Dynamik von Macht hielt, zeigt sich sehr klar die Besonderheit von Hans Liebs differenzierter Konzeption und sorgfältiger, prozessorientierter praktischer Herangehensweise. Lieb betrachtet Macht und Ohnmacht in Klienten-Systemen und in der therapeutischen Beziehung, zum einen aus einer psychodynamisch-kommunikativen, zum anderen aus einer soziologisch-gesellschaftspolitischen Perspektive. Beide werden dann auf die Besonderheiten des Machtdiskurses in Theorie und Praxis von Psychotherapie angewendet; eines Machtdiskurses, der nicht nur von den direkt am psychotherapeutischen Prozess Beteiligten selbst geführt, sondern z. B. auch von der medialen Öffentlichkeit und weiteren Protagonisten angereichert wird. Was bedeutet dies für die Klient:innen, was für die Gestaltung und Problematisierung therapeutischer Beziehungen? Die abschließenden Tipps für Psychotherapeuten sollte man mitschreiben und an eine Pinnwand hängen – sie gelten heute wie damals, sind aber alles andere als trivial …
Zum Thema Diagnostik, Störung und systemische Therapie gibt es auch einen bedeutenden Vortrag, den Fritz B. Simon beim Kongress Was ist der Fall? Und was steckt dahinter im Jahre 2017 gehalten hat. Titel des Vortrags: Wozu Diagnosen? Chancen und Risiken ihres Gebrauchs und ihrer Vermeidung. Die Aufnahme finden Sie hier.
Hans Lieb, Dr. phil., Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut; Ausbildung in Verhaltenstherapie, NLP, Gesprächspsychotherapie, Systemtherapie. Lehrtherapeut und Lehrsupervisor in Systemischer Therapie (IFW, A&E und SG) und Verhaltenstherapie (IFKV Bad Dürkheim), Gesprächspsychotherapie, NLP. Psychotherapeut ECP. Langjährige Tätigkeiten in Sucht- und psychosomatischen Kliniken, zuletzt als leitender Psychologe. Praxis in Edenkoben (Rheinland-Pfalz) für Psychotherapie, Paar- und Familientherapie, Supervision (Ausbildung/Einzel/Gruppen/Team
Beim Mund-Nasen-Schutz bleiben die Ohren frei! Also: Ob im Auto oder mit der Maske in der großen weiten Welt: Kopfhörer auf und Autobahnuniversität hören! Jeder Stau bringt Sie weiter. Und, wo es geht, die freien Augen und den freien Geist nutzen: Carl-Auer Bücher lesen!